update

nachdem ich am samstag also schließlich zum ersten mal in meinem jungen leben pilgern durfte (ein tag reicht hierbei zum anfang) habe ich heute die entsprechenden fotos der leidensprozession hochgeladen!! mit dabei im norden santiagos waren paula, carolina, cony, rodrigo und luis alberto….!! trotz ungefähr 28 km in den anden lebe ich noch – das ist das erstaunliche. da zahlt sich religion eben scheinbar doch gleich aus….

schwer gealtert….23

Klar, ich schreibe zu spaet, wie eigentlich fast immer, aber ich schreibe. Natuerlich wollte ich auf fotos warten, um beides gleichzeitig hochzuladen und ebenso natuerlich dauert dieses warten.

Nach ueberstandener krankheit, lediglich die leberwerte sind von erstaunlicher hoehe, was aber, so hoffe ich, vollstaendig krankheitsfolgen sind, musste nun natuerlich meine abgesagte geburtstagsfeier nachgeholt werden.

Am geburtstag selbst lag ich noch weitesgehend in meinem bett und habe glueckwuensche via telefon, mail und natuerlich hauptsaechlich studivz und facebook entgegen genommen. Verstaendlicherweise habe ich mir zumindest ein kilo steak gegoennt und ein gutes rotweinchen, dass mir vom arzt ausdruecklich erlaubt wurde (zumindest die ersten drei glaeser).

Waehrend der woche konnte ich wieder ganz normal arbeiten, auch wenn die betriebsaerztin, die, aus sorgen oder wegen schlechten gewissens teilweise taeglich anrief, mich auch in dieser woche mehrfach aufsuchte, um mir mitzuteilen, dass ich wohl sehr muede sei oder es zumindest bald wuerde, wobei ich eigentlich keinen unterschied zu der muedigkeit feststellen konnte, die mich schon seit 23 jahren verfolgt.

Am mittwoch kam es dann schliesslich zu dem moment meines chile-aufenthalts, an dem ich die wohl groesste menge an deutschen auf einem fleck sehen sollte. Nina, weitere basf-praktikantin, grillte auf ihrem dach, so dass eine mischung aus arbeitskollegen und ueber studivz kennengelernten sonstigen deutschen zusammenkam, die neben tollem fleisch auch einen super ausblick auf die upper-class-viertel der stadt geniessen durfte.

Am samstag den 29. also feierte ich schliesslich meinen geburtstag nach. ausser gemeinsam feiern und ggf. danach noch ein bisschen weggehen, war eigentlich nichts besonderes geplant. nachdem paula mir hilfe in der vorbereitung angesagt hatte, sich aber dann den tag ueber bis neun uhr ausruhen musste (wir hatten schon die nacht zuvor mit vielen freunden gefeiert), ging ich allein zum supermarket und damit sehenden auges in einen muskelkater. Einige kilo eis, einige liter cola, einige liter pisco, einige liter wein und all das essen mussten nach hause getragen werden, so dass ich schon weit vor der feier, ueber das ins bett gehen nachdenken musste.

Ich hatte angekuendigt, dass ich persoenlich schon gegen neun uhr anfangen wuerde zu feiern. Witzigerweise kamen auch schon welche gegen halb zehn (diejenigen, denen es anscheinend doch peinlich war, dass ich bei diversen uni-projekten teils stunden auf sie warten durfte). Da das allerdings eher unueblich ist, warteten wir also zu fuenft, bis der rest gegen zwoelf, halb eins das eintreffen begann. zum anfang verteilten sich die leute auf inkl. kueche vier raeume, was natuerlich eine riesen stimmung aufkommen liess 😉 das gab sich gluecklicherweise nach kurzer zeit so dass wir vernuenftig in den morgen feiern konnten und auch das weggehen nicht mehr noetig bzw. teilweise moeglich war. Eine torte samt kerzen und mehr oder weniger ertragbarer gesang entschaedigten schliesslich fuer den verpassten geburtstag. Gegen sechs begannen wir dann sogar noch das aufraeumen, was allerdings in aller erster linie als message an die verbliebenen gaesten dienen sollte. Abgesehen von dem schon angekuendigten muskelkarter spuerte ich die partyfolgen noch bis montag abend, weswegen auch die aerztin an jenem tag recht bekommen sollte.

Trotz jener kleinen, noch wenig anspruchsvollen beanspruchung, konnte ich die folgewoche schon wieder in bestem koerperlichen zustand durchleben. Abgeschlossen wurde diese vorletzte woche meines praktikums mit einem betriebsausflug in die berge, so dass ca. dreihundert basfler aus santiago, puerto montt und concón in einem ressort im norden santiagos zusammenkamen, um in erster linie zu essen und zu trinken bzw. sich in entweder schatten oder sonne zu setzen, was gott sei dank endlich erste braeunungseffekte nach sich zog.

Der tag sollte traditionell chilenisch werden, so dass wir uns auch hier zunaechst in ein rodeo-stadion (der sogenannte medialuna) zusammen getrieben wurden. vorgefuehrt wurden dann so ein bisschen das einfangen von leicht verstoerten pferden mit hilfe von lassos sowie diverse andere nette huaso-kunststuecke. Das besondere betriebsklima zeigte sich schliesslich, als vier mitarbeiterinnen ausgesucht wurden, um in der kutsche nochmal ne runde durchs rund zu drehen und die, auf der eine etwas beleibtere mitarbeiterin sass, unguenstigerweise wirklich langsamer fuhr. Die entsprechenden kommentare blieben nicht aus, doch gott sei dank ist die akkustik in dieser art von stadion nicht zu perfekt, so dass die recht gute stimmung ungetruebt blieb.

Ein besonders positiver aspekt neben der mischung aus sonne und bergen war sicherlich die durchgehende bewirtung, die von pisco sour ueber empanada (relative frueh am tag schon zu relative grossen teilen auf meinem polo-shirt gelandet), ueber choripán, bishin zum mittagessen, das allerdings auch eine grosse harte kartoffel, die mit weiteren fritierten kartoffelstuecken gefuellt war, sowie ein schoenes stueck fleisch, dem man aber nicht mehr seine ehemalige durchblutung ansah, beinhaltete. Der gute wein und das dessert-buffet glichen aber diese kleinen makel aus und der nachmittag, an dem man sich mit bierchen an das tomar once, bestehend aus recht guten sandwiches, heranarbeitete, wurde ausgesprochen gemuetlich. Eine gute bossa-nova-combo begleitete all das. Am ende kam es zwar noch zum unvermeidlichen cueca-wettbewerb, doch auch dies konnte einen ganz guten gesamteindruck nicht trueben. cueca ist der chilenische volkstanz an dem die mit tuecher wedelnden tanzpartner, wie huhn und hahn im romantischsten moment um sich herum taenzeln (da dies wohl der ursprung des tanzes ist, handelt es sich dabei nicht um irgendeinen wilden vergleich).

Dass ich schon gleich zu beginn (lediglich ein pisco sour), als ich mit zwei kollegen doch kurz was arbeitsrelevantes besprechen sollte und zu diesem zweck herbeigerufen wurde, etwas zu hektisch aus meinem stuhl aufstand und gleichzeitig versuchte die drehung zu den beiden hin zu vollziehen, vor aller welt samt stuhl deutlich ins straucheln kam, koennte ein unguenstiges image hervorgerufen haben, aber wen stoert das schon bei verbleibenden fuenf arbeitstagen.

Ich kam lebend und gut gebraeunt nach hause und war nicht ungluecklich, dass Rodrigo, juan, paula & co. ebenfalls nicht auf die geplante party gehen wollten, so dass ich leicht ermuedet in den sonntag schlafen durfte. Nun hat bereits die letzte praktikums-woche begonnen, womit in wenigen tagen die dritte grosse etappe meines chile-aufenthalts beginnt, nach studium und praktikum waere das nun endlich die reise-etappe!! Da wird es hoffentlich noch viel mehr zu berichten geben. Nicht zuletzt weil sich nun mit annalena, anne und friederike drei besucher angekuendigt haben, die ueber die zeit verstreut kommen, um sich an meinem reisen zu beteiligen. Weitere beschreibungen meines chilenischen daseins folgen also in baelde.

fieber und rodeo……….

Nun wollte ich eigentlich genau heute um diese zeit einen bericht über den nationalfeiertag chiles schreiben, der eigentlich am 18. ist, aber ehrlich gesagt vom 14.–19. september exzessiv gefeiert wird (der 19. ist zum auskartern immer frei, der 17. ist ein montag, so dass das parlament nach langer verhandlung entschied, auch diesen brückentag frei zu geben, die unternehmen ließen die mitarbeiter dann schon freitag mittag gehen und samstag war einfach alles durchgehend geschlossen). ich wollte bruchstückhafte erinnerungen zusammenkratzen und fotos hochladen, die mich einige überwindung kosten, was das veröffentlichen angeht.

Man kann nicht behaupten, dass dieses fest jetzt plötzlich ausgefallen wäre – im gegenteil. Nur ich lag leider fast durchgehend im bett.

Schon vor drei wochen wurde ich (mal wieder muss ich leider sagen) von leichten halsschmerzen und fieber gepeinigt. Ein wenig husten kam hinzu, ein paar bauchschmerzen. Die party, deren anfänge man ja schon seit damals in bildform auf der homepage sehen kann, könnte dran schuld sein, dachte ich – gute vorsätze wurden diesbezüglich nicht gefasst – da muss man wohl durch. Nach drei tagen fieber aber entschied ich mich doch mal den service der betriebsärztin in anspruch zu nehmen, die mir dann auch ein antibiotikum verschrieb.

Das fieber ging, die schmerzen zum teil. Doch keine zwei tage später kehrten die schmerzen in so unnachnamlicher weise zurück, dass selbst ich mich noch wunderte. Mit den schmerzen ging die möglichkeit feste nahrung zu sich zu nehmen, sowie die möglichkeit mit klaren worten zu kommunizieren. Ein blick in hals verriet warum, der durchgang für essen in die eine richtung, sowie für worte in die andere richtung war schlichtweg nicht mehr da, anstattdessen eine interessante weiß-rote masse – eine ansicht, die die betriebsärztin wiederum mit einem „o q feo“ quittierte.

Ein weiteres antibiotikum musste her. Die schmerzen blieben und sie fanden gefallen daran mich in meinen bescheidenen alltagswünschen zu stören.

So kam es also dazu, dass ich doch auch mal einblick in die chilenische vorzeige-zwei-klassen-medizin werfen durfte. Und ich war nicht unglücklich in die obere klasse reinschnuppern zu dürfen. Nach geschichten, die andere (unversicherte!?) austauschstudenten mir von der unteren klasse erzählten, war ich geradezu hoch erfreut.

Man betritt die klinik und wird nach fünf minuten dem arzt vorgestellt. Gut der stach nur kurz in den hals und fragte, ob das weh täte, worauf ich nichts sagte, weil ich ja nichts sagen konnte. Doch weitere fünf minuten später war ich beim hals-spezialisten, der mir ein „o q feo“ entgegenlachte und erst mal kollegen holte, um ihnen das schauspiel zu zeigen. Leider behandelte er mich ein wenig wie einen ausländer, der die sprache nicht versteht, dabei konnte ich ja nur gerade mal nicht sprechen. Man erklärte also eher paula, die mich lieber weise begleitete, als mir, dass ich eine mononucleosis infectiosa hätte, was, wie mir wikipedia mitteilte, pfeiffersches drüsenfieber sei.

Pragmatischer weise wurde mir umgehend ein kortison verschrieben, sowie einige (erstaunlich teure) laboruntersuchungen angeordnet. Paula versuchte noch bzgl. der preise etwas zu verhandeln (sonst schafft sie es erstaunlicher weise immer, aber im krankenhaus musste selbst ich in meiner etwas unangenehmen situtation schmunzeln, als sie nach einem kleinen rabatt wegen der anzahl der laboruntersuchungen fragte) – leider blieb dies also diesmal ohne erfolg.

Meine laune senkte sich dennoch, als wir feststellen mussten, dass es jenes kortison nicht mehr gab – in der ersten apotheke, in der zweiten ebenso wenig und wie man uns schließlich in der vierten mitteilte auf dem gesamten markt nicht mehr. Eine mischung aus unterzuckerung (ich hatte den tag über nur ein yoghurt gegessen) und ärgernis über das von apotheke zu apotheke laufen und fahren, rang mir die äußerung ab, dass man eben deswegen nicht in entwicklungsländern leben sollte, was wiederum mit schuldbwussten mienen beantwortet wurde – also der höchstmöglichen strafe für solche äußerungen.

Das kortison kam aber noch, sah und siegte und das relativ schnell – es zerstörte einfach, wie ich danach erfuhr, mein immunsystem, so dass dieses jene reaktion nicht mehr zeigte – eine wohl eher unkonventionelle methode. Schon mitten während der feiertage ging es nun wieder ins krankenhaus, um festzustellen, ob wenigstens der 18. selbst von mir (aktiv) miterlebt werden dürfte. Also hieß es wieder 5 minuten wartezeit auf mich zu nehmen, um dann einen neuen allgemeinarzt mit meinen laborergebnissen zu verwirren. Er fragte mich, was ich denn hätte und warum ich diese ganzen medikamente nehmen würde. ich meinte, ich hätte mononucleosis usw. woraufhin er mich patzig fragte, woher ich das denn wissen wolle.

Ich teilte ihm also noch zickiger mit, dass man das ja den ihm vorliegenden laborergebnissen entnehmen könne. Allein um recht zu behalten, klärte mich jener krankenhausarzt auf, dass das schwachsinn sei. Zwei tests wären negativ, der dritte (positive) unbedeutend. Er stellte mich also ruhig und verwies mich wegen meiner halsentzündung wieder zu einem (wieder anderen) hals-spezialisten. Dieser begann seine erklärung mit den worten, dass die mononucleosis ja offensichtlich aus den laborwerten hervorginge (viel offensichtlicher als bei den meisten anderen fällen)….willkommen in der chilenischen krankenhauswelt, da wurde viel vertrauen meinerseits aufgebaut.

Überstanden hatte ich wohl doch alles mehr recht als schlecht und wagte mich zwar auf keine feier mehr, aber doch noch am letzten tag zum finale des traditionellen chilenischen rodeos, dass bei all den krankengeschichten doch noch kurz als kleine abwechslung beschrieben werden muss:

Die chilenen sitzen vollkommen regungslos in der arena und schauen sich schweigend eine vielzahl an guasos (die chilenischen gauchos) an, die längere zeit paarweise durch das rund reiten. Schließlich wird ein vollkommen verängstigtes kalb (im nachhinein betrachtet: zurecht verängstigt) hinein gelassen, wird eine zeitlang bis zur angemessenen müdigkeit hin und her gejagt, um es schließlich einmal an der bande entlang im kreis zu jagen und dann an zwei markierten stellen, punkte zu sammeln. Die erhofften „tres punto bueno“ (dem chilenischen dialekt wegen ohne plural), werden genau dann erreicht, wenn das kalb durch geschicktes hetzen die bodenhaftung verliert und mit einer gewissen wucht gegen die bande geklatscht wird. gelingt das nicht oder rennt das kalb sogar einen anderen weg als vorgesehen, wacht das publikum plötzlich auf und meldet sich mit einem kollektiven uyuyui………….wenn man da mal nicht wieder schnell gesund wird….!!

p.s.: habe meinen flug vom 20.12. auf den 24.12. verlegt! Das LAN-reisebüro war wieder mal eine lehrstunde bzgl. chilenischer kultur. Die freundliche dame rief bzgl. meines anliegens in der zentrale an, fragte ihr gegenüber wie es ihr ginge, gab tipps bzgl. der erkältung, erkundigte sich nach den kindern, erzählte von ihrem verlängerten wochenende, sprach über eine eigene erkältung, die aber auch durch allergie beeinflusst wurde, kam noch mal auf die kinder zurück, fragte nach dem geplanten Mittagessen und erkundigte sich danach was für einen ticketstatus ich hätte….aber als erfahrener halb-chilene nutze ich die 10 minütchen, um mich im gemütlichen sessel des servicedesks vom anstrengenden rodeo auszuruhen…

p.p.s.: ich muss mich doch sehr wundern, dass die meisten, die meine seite zufällig über google erreichen, die worte „argentinierinnen nackt“ eingaben……..naja….besser so als gar niemand 😉 außerdem können die dann mich sehen, was ja auch schön ist

praktikumsbeginn und gleich eine unterbrechung :)

Nach lustigen, teils anstrengenden tagen, die hier mal wieder einen neuen abschnitt dieses auslandsjahres einleiteten, melde ich mich kurz zu wort – ihr sollt ja nicht vollständig unbeschäftigt bleiben, während ich mich hier wie so oft zu tode arbeite.

Zwei tätigkeiten füllten die vergangenen 1-2 wochen aus, zum einen startete mein praktikum, zum anderen wurde jenes gleich unterbrochen, da jener kongress über corporate social responsibility anstand, der vom verbund chilenischer wirtschaftsstudenten „organisiert“ wurde. Der text ist lang, aber natürlich habe ich die besten anekdoten in mitte und ende des textes gestreut, damit auch jeder brav zu ende liest.

Das praktikum läuft bisher sehr positiv an. Just am ersten tag war der südamerika-vorstand der basf group in santiago – der zentrale des business-center-west südamerikas – um das neue wachstumsprogramm vorzustellen, an dem ich leider nicht mitwirken kann, weil mein praktikumsumfang dafür dann doch zu kurz ist.

Stattdessen werde ich voraussichtlich an mehreren kürzeren projekten mitwirken, nicht aber operativ arbeiten. Zu meiner gesteigerten freude sitze ich in der abteilung der controller – was nicht heißt, dass ich im controlling arbeite – dafür darf ich aber täglich mehrere stunden mit jenem, meinem liebsten schlag mensch, zusammen verbringen 😉 (an der stelle viele grüße an einige ingolstädter, die sich gerade angesprochen fühlen). Nach jener präsentation wurde ich zusammen mit zwei anderen neuen deutschen praktikanten (beide aus dem studienprogramm, dass die basf in der fh ludwigshafen anbietet) von einem teil der personalabteilung begrüßt und eingeführt. Besonders angenehm ist dabei die information, dass ich nicht in den spitzenzeiten mit der metro von transantiago unterwegs sein muss – nachdem sie schon zu meinen wachzeiten immer sehr voll war, konnte ich morgens um 8 und abends um 6 kaum glauben, wie sich die chilenen in ihrer hauptstadt fortbewegen müssen: minimum drei metros muss man abwarten bis man einsteigen kann, die menschen stauen sich die treppen hoch bis zu den eingängen – basf bietet seinen angestellten an mit den werks-bussen zur zentrale zu gelangen – das damit verbundene 6.30 uhr aufstehen ist natürlich nichts desto trotz ein persönliches desaster für mich, dass ich erst mal 10 wochen überleben muss.

Die ersten drei tage werde ich im büro von meinem praktikums-vorgänger niko eingearbeitet, der inzwischen schon fast wieder im schönen vallendar weilt, um sich dem lernen hinzugeben. Zu der einführung gehört auch ein besuch in der fabrik, die im norden santiagos, in der nähe von viña del mar liegt, wo die angestellten – dreister weise – mit blick auf den pazifik in ihrer kantine essen dürfen. der besuch war nicht allzu irrelevant, da man bei einem solchen unternehmen ja am ende z.B. keine autos herauskommen sieht, sondern die unterschiedlichsten stoffe, bei denen man teils mühe hat sie auszusprechen, bzw. deren sinn und zweck man gar nicht unbedingt intuitiv versteht. Die ersten anstehenden aufgaben klingen zunächst einmal nach einer guten ausfüllung des arbeitstages, sowie positiver weise auch nach lernen von relevanten dingen, wie dem hedging von wechselkursschwankungen. Bis jetzt habe ich das gefühl, dass einem genügend verantwortung übertragen wird, um das praktikum auch im nachhinein als nützlich ansehen zu können.

Kaum hat das praktikum angefangen, muss ich aber leider schon wieder aussetzen, um für drei tage und nächte einen kongress zu besuchen, der sich neben teils interessanten vorträgen vor allem durch gute partys und eine wirklich bemerkenswerte organisation auszeichnet.

Akkreditierung wäre um 8.00 am morgen des letzten mittwochs gewesen, so dass die ersten präsentationen um 9.00 starten können. begonnen wurde um 11.00, eine akkreditierung gab es nicht, oder sie wurde von mir nicht bemerkt. Positiv herausstellen muss man den ort des geschehens: auf dem cerro santa lucia (ein sehr schön bebauter kleiner berg im zentrum der stadt) dient ein kleines castillo, also quasi ein castillito, als ort für die diversen präsentationen sowie für die abschluss-gala am letzten abend.

Der erste vortrag hatte zwar nicht zu viel betriebswirtschaftlich relevanten inhalt, brachte aber eine gewisse pompöse stimmung unter die ca. 250 anwesenden studenten, die aus unis aus concepción, iquique, viña del mar, valparaíso und natürlich santiago kamen. Der unterlegene präsidentschaftskandidat sebastián piñera sprach in einer interessanten aber eben auch etwas wahlkämpferischen rede vor allem über das wirtschaftliche potenzial chiles und verbrachte das letzte drittel seiner rede damit, den studenten optimismus zu predigen. Da er neben 30% von LAN-chile auch den privaten fernsehsender chilevision besitzt, waren genügend kameras dabei, die die rede live übertrugen.

Der vorteil von piñera war, dass er ohne powerpoint-präsentation auskam, denn diese abhängigkeit sollte in den folgen tagen vielen rednern zum verhängnis werden.

Im hintergrund waren nämlich einige studenten der organisierenden universidad iberoamericana mit dem weiterclicken der folien und dem starten der filme beauftragt. Nachdem die ersten redner anfangs die jungs noch sanft aufforderten weiterzuclicken, wurden sie mit fortschreitender zeit ungeduldiger. Zu recht: dass auf eine aufforderung mal nicht reagiert wird, bzw. erst mit 10-20 sekunden verspätung, kann vorkommen, aber dass sich das über drei tage und 20 präsentationen bis zur letzten folie fortsetzt, scheint selbst für chilenen nicht ganz verständlich gewesen zu sein. Die redner bemühten immer direktere begriffe und phrasen, um den verantwortlichen ihren unmut auf ernste weise oder mit einem rest sarkasmus mitzuteilen. Was sich allerdings der mensch am computer die zeit über dachte oder was er in wirklichkeit machte, blieb sowohl meinen sinnen als auch meiner vorstellungskraft vollständig verborgen.

Dass bis zur letzten sekunde auch kein einziger film auf anhieb funktionierte und im besten fall erst mal nur mit ton oder alternativ nur mit bild lief, rundete die sache ab und machte ein ärgernis durch konsequentes auf die spitze treiben zu einem insgesamt sehr erheiternden ereignis.

Ein weiterer kleiner höhepunkt war das mittagessen und dessen logistische abwicklung. Wir befinden uns im winter, gegessen wurde aber im zelt – das mag dem ort geschuldet sein, war aber in erster linie verdammt kalt. Die universitäten wurden in zwei gruppen unterteilt, so dass es nicht zu einem chaos käme – es kam zu einem riesen-chaos. Die angesetzte stunde musste durch drei stunden mittagspause ersetzt werden. Schnell war allen beteiligten und gleich ausgehungerten klar, dass der weg zum essen nur über gewalt führen würde. da (größere) männer in meinem grüppchen leicht unterrepräsentiert waren, stand schnell der mehrheitliche aber nicht einstimmige entschluss, mich als stoßwaffe zu nutzen. Natürlich habe ich bei solchen angelegenheiten oder z.B. auch in der metro den vorteil, dass ich als einziger luft atmen kann und nicht von diversen körpergerüchen dahingerafft werde, einfach weil ich ausnahmsweise mal über den dingen stehe, dennoch oder gerade deswegen fällt es mir aber noch schwer meine mitmenschen vollkommen emotionslos zu überlaufen. Gerade wenn frauen unter den gegener sind, fehlt mir noch die aggression, konkurrierende personen auch einfach mal umzuwerfen. Wir bekamen etwas zu essen, wurden aber fast letzter, ich hatte nach einer halben stunde aufgegeben und den job einem später näher beschriebenen nerd übergeben. Schon nach 90 minuten lagen „fleisch“ und nudeln vor uns. Dass die plastikgäbelchen, den fleischartigen platten nicht gewachsen waren, war kein problem mehr – der hunger erlaubte auch alle anderen formen von nahrungsaufnahme, als nur dem sonst üblichen nutzen von besteck.

Der aufmerksame leser wird eine erstaunliche zeitdifferenz zwischen programm und realität erkannt haben – neben müdigkeit führte auch die deutlich nähergerückte party zu leeren reihen während der letzten beiden vorträge. Wie mir noch am abend berichtet wurde, wurde die organisationsleitung unmittelbar nach jenem ersten tag, von dem vorstand des verbundes in einer form zusammen gestaucht, die es mir erklärt, warum am nächsten tag plötzlich alles perfekt funktionieren sollte – alles außer dem powerpoint….scheinbar konnte dieser mensch nicht mal gleichwertig ersetzt werden. Als kleiner zusatz sollte noch erwähnt werden, dass der verpflichtete moderator des kongresses, möglicherweise aus angst um sein image, schon im laufe des ersten tages aufgab, einfach davon fuhr und ebenfalls ersetzt werden musste.

Der nach-hause-weg war von nicht vorhandenen transportmitteln und damit einem längeren spaziergang im schneeregen geprägt. Auf jeden fall muss ich berichten, dass ich dabei noch opfer einer sehr gern genommenen film-szene wurde. Da in santiago, wie zuvor mal erwähnt, bei regen, das wasser teils zentimetertief auf den straßen steht, ein vorbeifahrendes auto dies aber nicht berücksichtigte, durfte auch ich mal erleben, wie es ist, dieses ohnehin smog-verseuchte wasser in großer menge von kopf bis fuß übergegossen zu bekommen. Eine besondere freude war dabei natürlich, dass ich bei dieser erfahrung, meinen besten anzug und die angemessensten schuhe trug, aber sonst wäre es ja auch nicht filmreif gewesen.

Der kongress blieb weiterhin interessant, es trugen unternehmensvertreter, wirtschafts- und philosophieprofessoren, weitere politiker (u.a. auch die präsidentschaftskandidatin der christlich demokratischen partei) und manager von gemeinnützigen organisationen vor. das essen steigerte sich und kam ohne gewaltanwendung fast wie von selbst, an den tisch.

Ein bisschen anstrengend wurde für mich noch jener nerd, der meine nettigkeit gnadenlos ausnutzte und nach einem freundlicherweise geführten gespräch über kulurunterschiede (ich höre mich ohnehin gerne darüber sprechen, daher antwortete ich zunächst ausführlich auf seine fragen), nicht mehr von mir abließ. Nachdem ich natalia fragte, wie ich denn noch distanzierter und abweisender wirken könnte und sie auch meinte, das wäre ausgereizt, bat ich sie jegliche annäherungsversuche seinerseits, harsch zu unterbrechen und mit der zeit, ihrer hilfe und einigen deutlich ignorierten fragen, beruhigte sich auch diese situation.

Wirklich lustig wurden die partys. Wir bewegten uns auch dort in unserer gruppe, was für mich ok war, da ich viele in der gruppe ohnehin noch kennenlernen musste. Neben den beiden anderen jungs christobal und luciano sowie den bereits bekannten natalia und daniela, waren das eine weitere natalia, die wegen ihres nachnamens chappi genannt wird, was mir noch etwas schwer von den lippen geht, eine paula, die nicht die ist, die schon in anderen texten beschrieben wurde sowie claudia, mirtha, carla, romina und francisca. Wir trafen uns schon vorher bei paula, wo am ersten tag das thema vor allem von dem seit jahren ersten schnee bestimmt wurde. Danach ging es an beiden tagen jeweils in einen anderen club. Und während man in anderen zusammensetzungen oft noch eine gnadensfrist hat, heißt es bei dieser gruppe, gleich auf die tanzfläche zu sprinten. das männer-frauen-verhältnis war natürlich gewissermaßen günstiger für die männer, umso beschäftigter waren sie dann aber auch. Obwohl das tanzen mit einem deutschen mann für die mädels ungefähr so ist, wie für unsereins wilde diskussionen mit einem sprachbehinderten zu führen, oder schlicht und einfach bedeutet, gar nicht zu tanzen, kümmerte man sich rührend um mich. Abwechselnd wurden mir neue möglichkeiten beigebracht und nahegelgt, meinen körper zu bewegen und dabei zu schauen, dass sich die diversen körperteile möglichst unabhängig von einander durch den raum bewegen, zudem verstanden sich gerade jene mädels gut darin, mit mir erfolgreich umzugehen, sprich mich vollkommen unabhängig von meiner leistung mit reichlich lob zu versorgen. Ein bisschen problematisch ist noch der aktuell recht populäre koala-song aus argentinien, bei dem es vor allem darum geht, dass die frau an verschiedenen stellen des liedes, den mann frontal anspringt und sich bis zu einem anderen vorgegebenen zeitpunkt an ihm festkrallt. Da ich scheinbar bzgl. notwendiger sprungkraft für einige eine neue herausforderung darstellte und die chileninnen ja sehr ambitioniert sind, wurde das dann ausgetestet und ich bin stolz, sagen zu können, keinmal umgefallen zu sein. Aber natürlich habe auch ich meine natürlichen grenzen, so dass bei überschreiten einer gewissen gewichtsklasse seitens des heraneilenden objektes, eine geschickte körpertäuschung notwendig war, um der gefahr zu entgehen.

Am dritten abend schließlich fand eine abschließende gala statt, die neben feiern in jenem castillo zunächst ein abendessen beinhalten sollte. Auch hier zeichnete sich die organisation, durch eine, sagen wir, etwas relaxtere herangehensweise aus, so war das essen um 10.30 abends geplant. Den ersten bissen (des wirklich geschmacklich ausgezeichneten essens) durfte ich schließlich gegen 1.00 zu mir nehmen, andere mussten darauf bis um 2.00 warten. In diesem fall kann man aber von betriebswirtschaftlicher planung ausgehen, da der apertif und das erste weinchen bei einigen vollständig leeren mägen schon für proteste sorgte sowie jene personen davon abhielt, mehr des eigentlich guten aber leider kalten!? rotweins auf kosten des hauses zu trinken. Auch ich erlebte das ende des abends nicht, allerdings eher wegen der doch hartnäckigen müdigkeit, nachdem die nächte zuvor, schlaf eben eher rar gesäht war und mein körper ja nun auch schon in kürze seine 23 jährchen herumschleppen muss 😉

Schon bald, nach wesentlich uninspirierterem tanzen und dann auch vollkommen ausbleibendem lob, schloss ich die drei tollen tage mit einem bereits um 4.00 uhr beginnenden 15-stunden-schläfchen ab.

Ab jetzt heißt es erst mal arbeiten………..wobei am kommenden Mittwoch natürlich erst mal feiertag ist

wer lebt hier eigentlich noch außer mir!?

Da bin ich wieder, vollkommen erschöpft von dem unendlich harten unibetrieb in chile. Die letzten klausuren, die wie immer recht amüsant waren, sind hinter mich gebracht. 10 tage habe ich frei, bevor ich mit meinem praktikum beginne. Und da mich alle welt fragt, wo ich denn in dieser zeit hinreisen werden, möchte ich auch hier gleich vorsorglich antworten: ich bleibe in santiago und genieße eine mischung aus nichtstun, feiern, vom feiern ausruhen und damit wieder nichtstun. Eine schöne möglichkeit um mit freunden noch mehr zu unternehmen oder kontakte überhaupt erst mal zu freundschaften auszubauen, was in einem so freundlichen land auch wirklich wunderbar klappt. Einiges in südamerika durfte ich ja schon besuchen, im hiesigen frühling und frühsommer habe ich weitere zwei einhalb monate um vor allem chile, aber auch peru und bolivien kennen zu lernen, sowie ggf. argentinien und brasilien einen weiteren besuch abzustatten. Insofern war jetzt reise-stress einfach nicht angesagt.

Vorgenommen habe ich mir, in diesem kleinen blog-eintrag einige menschen zu beschreiben, die hier mein leben ausmachen – auch wenn ich sie diesbezüglich nicht um erlaubnis fragte, aber wer sich mit mir abgibt, muss mit solchen ausfällen rechnen.

Für die leute, die sich eigentlich nur für news interessieren und weniger für hintergründe, also quasi menschen, die ausschließlich spiegel lesen 😉 kann ich hier erst mal eine kleine plan-änderung bekannt geben. Wenn alles klappt, werde ich nicht unmittelbar nach meiner rückkehr nach deutschland, nach südafrika oder vergleichbarem abreisen, sondern mich erst mal ins wundervolle ingolstadt begeben. Anschließend muss ich aber doch noch mal auf die südhalbkugel, wobei ich wohl dort nicht das machen werde, was ursprünglich geplant war, aber das würde jetzt zu sehr in details gehen.

Zudem werde ich mein bald beginnendes praktikum gleich nach 5 tagen wieder unterbrechen (müssen), um an einem mehrtägigem kongress für chilenische wirtschaft teilzunehmen, an dem auch viele andere studenten, der verschiedensten unis teilnehmen.

Für alle die, die nur bilder anschauen wollen und daher diesen text auch gar nicht lesen, darf ich kurz mitteilen, dass ich gerade ein paar bilder vom abendlichen weggehen reingestellt habe (auch wenn sich dieser satz in sich ein bisschen widerspricht)

Nun zu all den menschen hier in meinem chilenischen leben:

Die wg war im moment meines einzugs natürlich noch der wichtigste bezugspunkt, den ich hier hatte. zuvor hatte ich mich darin versucht, aus deutschland heraus über studivz.de und ähnliches leute hier kennenzulernen, was online gut klappte, offline aber keinerlei auswirkungen hatte.

Rodrigo ist der einzige chilene unserer wg. Er ist über 30 und arbeitet recht viel (wie allgemein hier üblich), verständlicherweise stört es ihn dann ein bisschen, wenn irgendwelche mit ihm wohnenden studenten, die im prinzip nie was zu tun haben, plötzlich mitten in der woche feiern. Aber auch nicht fehlen darf in der beschreibung, dass er sich am nächsten immer sofort entschuldigt, weil er sich die nacht zuvor beschwert hatte. Sein freund claudio, sowie seine schwester gehören am wochenende immer mit zum „inventar“ der wohnung. (Wenn man dann als student, wie es sich gehört, plötzlich samstag nachts anfängt zu lernen, weil man die woche über feierte, und rodrigo dann hier mit seinen freunden feiert, dreht sich das blatt wieder). Aber ich möchte ja nicht meckern 😉 und bin vor allem unendlich dankbar, dass seine mutter ab und an das appartment putzt, da ich persönlich unter einer schweren mischung aus sauberkeitsliebhaberei und faulheit leide.

Zusätzlich wohnten am anfang marije aus holland, die nach einem praktikum, dass sie hier absolvierte, im prinzip 6 monate gar nichts mehr zu tun hatte und sich daher ein bisschen um zusammenhalt und sauberkeit der wg kümmerte, julia aus deutschland, die zwischen schule und uni ein jahr lang südamerika kennenlernen wollte und es inzwischen in costa rica immer noch tut, sowie michelle aus malysien, die hier englisch unterrichtet, nach einem jahr nahezu kein wort spanisch spricht und mir aus mir unerfindlichen gründen zum ende hin tiefe abneigung entgegenbrachte (bis sie dann freiwillig auszog).

Merissa aus den USA zog am gleichen tag wie ich hier ein, so dass wir uns von anfang an verbündeten. Sie und ihre ebenfalls aus kalifornien stammende freundin marisa waren dann meine wichtigsten kontakte in den kommenden wochen und monaten. Zusammen wurde gereist, gekocht, weggegangen, zeit verbracht…bis wir schließlich zum ende hin sogar gemeinsame einkäufe machten, weil wir ja ohnehin immer zusammen aßen.

Dass eine der beiden auch nur annähernd meine freundin gewesen wäre, ist ein allgemeines gerücht, dass ich allerdings einfach nicht bestätigen kann. Für mich war es neben freundschaft auch einfach eine schöne möglichkeit, amerikaner ständig wegen ihres lustigen landes zu ärgern und mich entsprechend zurück ärgern zu lassen. Die auswirkung war, dass ich vielleicht 45% englisch, 45% spanisch bzw. chilenisch und vielleicht 10% deutsch sprach (inzwischen eigentlich 90% spanisch und 10% deutsch).

Und wie es in ausländer-wgs so geht, ersetzte jessica aus deutschland julia (beide übrigens aus berlin) und joel (aus frankreich) zog in marijes zimmer ein. lea, die trotz stuttgarter herkunft in giessen studiert, wohnt nun im ehemaligen zimmer von merissa (nach kurzem zwischenstopp in michelles zimmer). Stattdessen wohnt nun severine (so glaube ich zumindest, dass sie heißt) aus Frankreich (ebenso wie joel aus paris) in dem ehemaligen zimmer von michelle. Seit heute wohnt auch ein spanier, den ich noch nicht kennenlernen durfte, bei uns, und zwar in dem zimmer, dass jessica gerade verließ. Die meisten machen hier „nur“ ein praktikum und bleiben daher zwischen 2 und 4 monaten. Severine wird aber hier, wie zuvor nur merissa und ich, studieren und daher erst kurz nach mir im dezember die wohnung verlassen. Ansonsten wird im september noch mal im großen stile ausgetauscht werden.

Auch in der uni war zunächst vor allem der kontakt zu anderen ausländern auf der tagesordnung. Dass hieß in meinem fall vor allem kontakt zu jan und moritz, die eigentlich beide von der fh wiesbaden kommen. Und während man moritz dann vornehmlich außerhalb der uni sah, weil er einfach jeden tag feiern und hier mehr das leben als das lernen genießen wollte, schaffte es jan wiederum öfter in der uni zu erscheinen als ich (noch öfter! 😉 dennoch kann man nicht behaupten, dass wir der uni gegenüber dem leben vorrang gegeben hätten. Jan macht jetzt ebenso wie ich ein praktikum (henkel) während moritz, der als kind schon 3 jahre hier lebte und jetzt chile in und auswendig kennt, aller voraussicht nach sein praktikum in sao paulo absolvieren wird. Erstaunlicherweise waren, außer ann-charlotte, alle französischen austauschstudenten vollständig vom rest abgeschnitten (freiwillig), während sich holländer, wie jorrit oder suzanne, der relativen großen gruppe aus deutschen anschloss.

Chilenen kannte man in der uni zwar auch, es blieb aber erst mal beim kennen. Eine gruppenarbeit zur mitte des semesters, die zeitlich recht aufwendig war, ermöglichte es mir aber gott sei dank, mich auch mit usach-studenten besser zu befreunden. Allerdings erst jetzt zum ende hin ging ich dann öfter mit paloma, carolina und natalia feiern. Die eigentlich sehr sympathische paloma verbessert mit einer gewissen hingabe carolinas chilenisch (immer mit dem argument, dass es flaite klingen würde, also quasi prollig – sehr wichtiges wort, um einige der vielen sehr wichtig genommenen klassenunterschiedlichkeiten hier zu markieren). Jetzt habe ich es mir zum hobby gemacht, paloma mit gleichem argument ab und zu zu verbessern, was meine beliebtheit (zumindest bei teilen) extrem steigen lässt 😉 natalia, die ihre eigenen erfahrungen mit der deutschen kultur machen durfte, da sie mit einem ebenso an der usach studierenden deutschen liiert war, erklärt mir gerne mit passion, wie böse die deutschen sind, dass sie hier gebrochene herzen zurücklassen und schließt mich (bisher eigentlich unbegründeter weise) zu fortgeschrittener stunde gerne in diese kritik ein.

Meine kontakte zu chilenen während des semesters hatte ich fast ausschließlich zu nicht usach-studenten. Schon gleich zu beginn meines hierseins habe ich paula und einen freund von ihr kennenlernen dürfen (auf jenem uni-strand-exzess). Da paula, die von sich selbst sagt, sie wäre glücklich und nicht verrückt, während ich denke, dass sie beides ist und die mich ohne mit den wimpern zu zucken, problemslos unter den tisch drinkt, trotz ihres daseins als typische chilenin, immer gerne viele ausländische kontakte hat, wurde ich schnell in ihren freundeskreis integriert. Der umfasst unter anderem rodrigo, der wie kein anderer den (ausländischen) frauen eine gewisse romantik vortäuscht und dabei nur ab und zu kurz lachen muss oder juan, der plötzlich aus heiterem himmel die abwegigsten deutschen wörter benutzt, oder filipe, der deutlich mehr bundesligaspieler kennt als ich, sowie über alle wechsel überwältigend gut informiert ist, oder marcelo, der mir auf einem bbq den ganzen abend über jacke und schal lieh, da ich am telefon nicht verstanden hatte, dass es sich um ein bbq handelt und ebenfalls nicht, dass wir draußen feiern (daher erfror ich nach 4,5 sekunden wegen unangebrachter kleidung – bis eben zu seiner rettung). Der freundeskreis umfasst noch viele weitere menschen und immer wird gefeiert. Außer mir ist noch eine amerikanerin integriert sowie bis vor kurzem eine kolumbianerin, ein weiterer deutscher und ein ire. Solche menschen kennenzulernen ist natürlich ein großes glück……….

Aber das kann ich bisher wirklich zu nahezu allen sagen, die ich hier beschreiben durfte oder die ich hier ansonsten, vielleicht etwas loser, kennengelernt habe.

Chilenischer Winter

Mit reisen lässt sich ein tagebuch natürlich leicht füllen. Nun aber ruft doch die uni und es standen einige wochen ohne reisen oder wochenendausflügen an. Insofern muss ich mich mit dem chilenischen winter zusammenraufen, während aus europa immer neue hitzemeldungen kommen. So rächt sich das großmäulige auftreten aus den zeiten, als dies noch umgekehrt war.

Bis zur letzten woche konnte ich noch sagen, dass es hier seit meiner ankunft bis auf zwei kurzschauer eigentlich nie regnete. Jetzt möchte ich mich bezüglich der quantität eigentlich gar nicht mehr äußern. Festzustellen sind allerdings zwei phänomene. Zum einen sieht ein chilene regen als grund an, sein haus nicht mehr zu verlassen, so dass am tag die unis ausgesprochen leer sind, oder lehrer plötzlich am ersten regentag das streiken beginnen, und genauso abends beim weggehen plötzlich absagen kommen, weil es ja wegen dem regen nicht ginge. Zweites problem – für mich deutlich unangenehmer – ist, dass dem wasser im prinzip nicht viele möglichkeiten geboten werden, abzufließen. Von menschenhand wurde da gar nicht nachgeholfen. Insofern steht das wasser auf straßen und gehwegen, im park und in der uni.

Im endeffekt aber nimmt niemand der natur den regen übel, denn die trockenen folgetage sind plötzlich befreit von dem sonst allgegenwärtigen smog und plötzlich sieht man die anden, ohne dass sie sich hinter dunklen abgasen verbergen. Die ersten regentropfen indes sollte man wirklich meiden – wer so einen schon mal ins auge bekam, weiß von was ich spreche.

Ich aber bewege mich (meistens) trotz regens aus dem haus, um mein auslandssemester vernünftig zu beenden. Bisher belief sich der arbeitsaufwand für die uni auf einen halben tag pro fach pro klausur – ab und zu mal zwei drei stündchen für ein zu schreibendes paper hier und da. Zum ende hin – und das dürfte eher ein weltweites phänomen sein – kommt dann doch einiges zusammen. Zudem trägt man natürlicherweise in den jetzt abzugebenden gruppenarbeiten mehr verantwortung als wenn es nur um einen selbst geht. Und auch wenn jene gruppenarbeiten seit semesterbeginn bekannt sind, werden sie – und das sage selbst ich, der auch ich student bin – extrem spät begonnen, so dass ich mich die letzten tage zusammen mit meiner charmanten gruppe lediglich um die gründe unterschiedlicher beliebtheit verschiedener pisco-marken bemühte, wobei ich herausfand, dass trotz anderer meinung meinerseits, die mehrheit der menschhet den pisco nicht nach katerwirkung aussucht, sondern eben doch einzig und allein des geschmackes wegen (und am ende wird er dann ja doch mit cola getrunken!?).

So eine gruppenarbeit bedeutet auch, dass das deutsche viertel der gruppe bei einer verabredung in einer u-bahn-station (um zu jemanden nach hause zu fahren) um die ausgemachte uhrzeit da steht und die anderen drei viertel ziemlich präzise 40 minuten später auch kommen. Oder dass sich dieses bemitleidenswerte viertel trotz erkältung (klarer grund nicht aufzustehen!) aus dem bett quält, um in die uni zum letzten treffen zu gehen, dabei ganz stolz selbst eine halbe stunde zu spät kommt und dennoch von zwei vierteln noch mal um 15 minuten geschlagen zu werden, während das letzte viertel ohne erkältung lieber im bett bleibt (es regnet schließlich), weswegen der rest – glücklich über die ausrede – schnell wieder nach hause ins bett zurückkehrt.

Wobei man diesen hinzunehmenden leiden entgegenhalten muss, dass man in einer solchen gruppe dafür dann den ganzen tag von macho-verwöhnten frauen umsorgt wird, und man es nach langer zeit wieder wie in italien schafft, den frauen ein lächeln ins gesicht zu zaubern, einfach indem man möglichst viel isst. Auch ansonsten schadet es charakteren (bewusst ohne adjektiv gelassen) wie meinen nicht, in einer gruppe mit drei nette frauen zu arbeiten, vor allem wenn man als einziger weltbewegende dinge wie excel einigermaßen beherrscht.

Sicherlich sind frauen auch in südamerika sehr emanzipiert. Es ist aber dennoch teil der kultur, dass eine frau wirklich glücklich wird, wenn sie einem mann helfen kann – sei es indem sie essen kocht, knöpfe annäht oder komplimente macht. Man glaubt das als in deutschland aufgewachsene person nicht, aber es ist wirklich so – und der unterschied ist wahrlich ins auge fallend – eine schöne gegend 😉

Aber natürlich gibt es auch in urlaubslosen zeiten ein leben neben der uni (immerhin noch 90%). Das liegt zum einen an doch immer mal wieder ausfallender uni. Noch mal zu erwähnen sind dabei die proteste, die hier einfach zum alltag gehören und einen dann selbst auch nicht mehr besonders berühren (wie geht es dann erst chilenischen politikern, die ziel der proteste sind). Wenn man morgens aus der u-bahn kommt, sieht das geschulte auge bereits, dass ein, zwei polizisten mehr da sind, es also in zwei stündchen zum mini-krieg kommt. Es kommt dann vor, dass schwaden von tränengas durch das unigelende ziehen, oder man nicht mehr rausgelassen wird. blöd ist es nur, wenn es schon angefangen hat, bevor man drin ist. Aus der uni werden dann steine und farbbeutel geworfen, während sich die polizei versucht hinter laternenpfählen zu decken und zu warten bis einsatzwagen das tränengas in die uni schießen. Man selbst muss dann mehr oder weniger weinend durch einen nebeneingang die uni betreten.

Aber auch ohne uniausfälle bleibt viel zeit die schönen seiten der chilenischen hauptstadt und vor allem dessen bewohner, bzw. deren schönen seiten, kennen zu lernen. Nach fast vier monaten macht man abends glücklicherweise schon mehr mit chilenen als mit anderen ausländern. Störend ist vielleicht die angst mancher mitfeierer in irgendwelchen gegenden wegzugehen oder mitfeierer, die Dir fast nicht erlauben abends nach hause zu laufen, weil alles ja wohl so gefährlich wäre. ansonsten ist es abgesehen vom tag danach ein großer spaß. Fast alle der letzten ebenfalls ausländischen mitfeierer werden nun chile verlassen, d.h. zwar erst mal viele abschiedspartys aber natürlich auch, dass ein großer teil des in kurzer zeit aufgebauten freundschaftskreises wegbricht, so dass man froh ist, so gut integriert zu sein in dieses anden-völkchen (völkchen ist hier genau das richtige wort).

Was passiert nach dem 14. juli 2007? Der 14. ist also die letzte klausur und damit semester-ende. Gut ich werde vielleicht was trinken und dann schlafen gehen. Vielleicht auch dieses prozedere ein paar mal wiederholen. Der zweite offizielle teil von claudius y chile ist inzwischen aber geplant. Von august bis mitte oktober wird im norden der stadt ein praktikum bei einem nicht unerheblichen chemie-unternehmen deutscher herkunft absolviert. Nach der ein oder anderen email, die ich an unternehmen schickte und die, wie allgemein in chile üblich, nicht beantwortet wurden, ging es plötzlich ganz schnell. Auf dem weg zu dem chilenischen sitz jenes unternehmens, das seine herkunft im namen verewigte, sah ich zwar dann doch mal gefahr in person zweier auf der straße liegenden unfallopfer unterschiedlicher unfälle (fahrrad und motorrad jeweils in kombination mit kleintransporter) sowie einen gescheiterten banküberfall, was dann vielleicht auch die nicht unerheblichen sicherheitsmaßnahmen an dem unternehmenseingang erklärt, aber letztendlich überwog der gute eindruck von unternehmen und gespräch, so dass einer zustimmung nichts im wege stand.

Aufgabe wird die begleitung und durchführung verschiedener projekte in unterschiedlichen funktionalen bereichen des unternehmens sein, wobei jeweils ein hauptaugenmerk darauf liegt, arbeitsabläufe zu verbessern, was möglicherweise einem ausländer mit dem blick von draußen wirklich besser gelingt als jemanden, der z.B. in einer kultur aufgewachsen ist, in der man in einem kaufhaus an einer stelle sein objekt der begierde einem verkäufer in die hand gibt, an anderer stelle bei anderen verkäufern zahlen muss, an dritter stelle von weiterem verkäufer einen zahlungsbeleg erhält um an weiterer oder erster stelle mit hilfe des belegs seinen neuen besitz in empfang nehmen zu dürfen (mir ist bewusst dass ich in meinem erschütterten zustand diese vorgänge bereits ein zweites mal auf dieser homepage verewige). Ich werde also eine mission im namen der effizienz führen – was für eine ehre für einen bwler aus leidenschaft.

Nun heißt es aber erst mal ein schönes semester zu ende zu bringen und wie wäre das besser zu bewerkstelligen als mit einem schönen pisco in bellavista………oder regnet es draußen?

feedreader

da ich sehe, dass viele von Euch immer mal wieder hier reinschauen, gleichzeitig aber niemand feeds benutzt, um einfach informiert zu werden, wenns was neues gibt, empfehle ich Euch diesen link:

http://de.wikipedia.org/wiki/RSS-Reader

letztendlich habe ich von solchen dingen auch nie ahnung, und bin auch einer von denen, die immer mal wieder auf gut glück solche blogs besuchen.

vielleicht erspart Euch die technik ja den ein oder anderen „nutzlosen“ besuch auf der homepage!

viel spaß beim ausprobieren…….

p.s.: sorry für den langen rio-text: es war einfach zu viel los dort!

eine unendliche woche in rio…….

26.05.07

eine reise nach RIO DE JANEIRO bringt so manche erwartung mit sich, die sich wiederum aus klischees speisen. als ich am morgen des 5. tages am strand der copacabana, den sonnenaufgang betrachtend, zwischen zwei brasilianerinnen sitze, um abwechselnd von mit dem fruchtfleisch zweier kokosnüsse gefüttert zu werden, wird mir zum einen schlagartig bewusst, dass sich selbst recht träumerische erwartungen erfüllen können, und damit zum anderen, dass klischees doch auch immer ihren grund haben und zu guter letzt, dass ich mich in einem derartigen klischee befinde, dass ich diese geschichte kaum erzählen sollte, dennoch tat ich es gleich zum anfang.

wir hatten schon wochenlang einen riotrip geplant. Ursprünglich war es eine eher spontane idee von moritz, der mich eines dienstags anrief, um zu fragen ob ich abends mit ihm nach brasilien fliegen würde. Es hat sich dann nicht ergeben, aber die idee war geboren und mit der zeit fanden sich immer mal wieder andere kommilitonen, die sich der idee anschlossen oder sie einfach ebenfalls hatten.

rio de janeiro klingt auch gleich so reizvoll, dass es auf jeden fall mehr als nur ein langes wochenende sein sollte. zudem müssen die us-amerikanischen staatsbürger unter uns auch noch ein visum erkaufen (für eu-bürger allgemein in südamerika kein thema – lediglich nordamerikaner und australier werden in einigen südamerikanischen ländern entsprechend gemobbt), so dass sich insgesamt die woche nach den ersten klausuren anbot.

dass diese für mich schließlich nur eine klausur beinhaltete, wusste ich zu diesem zeitpunkt noch nicht. die logistik-klausur verschob sich insofern von selbst, als dass der professor am ende jeder stunde vollkommen ratlos vor seinen aufgaben stand, während der gesamte kurs in chilenischem spanisch und in deutschem chilenischen spanisch wild unterschiedliche ergebnisse durch den raum brüllte.

die marketing-klausur fand zwar statt – aber eben ohne mich. mir wurde zugestanden, sie zu schreiben, wann ich will, so dass die reise früher angetreten werden konnte als es zuvor möglich war.

demnach war nach der finanzas-klausur am montag, in der sowohl handys klingelten als auch klingelnde handys beantwortet wurden, meine klausurenwoche beendet, so dass ich mich noch einmal richtig erholen konnte, bevor es freitag morgen in den urlaub ging.

 

IPANEMA, COPACABANA UND EIN FLOSS (18.-20.05.)

die vorhut bildet die bewährte reisegruppe aus marisa, merissa und mir. schon bei der zwischenlandung in são paulo dürfen wir einen wunderbaren 20°-unterschied genießen.

und in rio angekommen fallen dann so schwere aufgaben an, wie sich zwischen ipanema und der copacabana als domizil entscheiden zu müssen. zunächst folgen wir in unserer entscheidung dem bossa nova. ein taxi, welches – wie wir zum ende hin herausfanden – exakt doppel so teuer war, als es der markt vorgibt, bringt uns schließlich in jenes stadtviertel mit dem so viel besungenen mädchen. zu mehr als einem schönen abendessen zu dritt reicht die kraft an diesem abend aber nicht mehr, so dass wir uns auf unser angenehmes 10-betten-zimmer zurückziehen, in welchem zwar außer uns nur ein surfer wohnt, dieser aber einen derart penetranten alte-socken-geruch verbreitet, dass wir nicht gerade unendlich glücklich sind. schon beim bezahlen der ersten nacht wird uns klar, dass chile nur das zweit-teuerste land in südamerika ist (zumindest wenn man brasilien mit ipanema-preisen bewertet). zwei drittel der gruppe verbringen dennoch eine schöne nacht, ein drittel aber, nämlich jenes aus OC, ist am nächsten morgen in einer art und weise zerstochen, dass ich beinahe etwas beleidigt bin, dass mein blut trotz eines solchen heißhungers vollständig verschmäht wurde. die tatsache, dass der grossteil der gruppe, nämlich claudia, karolin, lisa und tanja, welche am folgenden tag ankommen sollten, in einem hostel der selben kette an der copacabana unterkamen, bewog uns schließlich umzuziehen und im folgenden in einem vierer-zimmer zu einem günstigeren preis und dafür ohne menschliche oder geflügelte mitbewohner zu leben.

am ersten vollständigen tag ist leider „nur“ kurze zeit an strand zu denken – zu meinem großen entsetzen beginnt es im crescendo zu regnen (errinnerungen an buenos aires werden wach und peinigen mich), so startet das wahre rio-leben erst sonntags.

gemütlich im copacabana-sand zu liegen und die warmen wellen zu genießen, bedeutet für mich schon einen grossteil des wahren rio-lebens – gerade auch wegen des soeben gestarteten chilenischen winters. natürlich herrscht auch hier gerade winter, was sich aber weniger in der temperatur niederschlägt, sondern eher in der tatsache, dass kaum jemand außer uns am strand liegt. im anschließenden gang über einen nahegelegenen hippie-markt (wie er sich selbst nennt), hätte ich mir – übermütig durch die ganze sonne – beinahe ein saxofon aus bambus gekauft. ein wirklich recht guter sound……der tonumfang etwas eingeschränkt…..in jedem fall aber ein must-have. die kredit-karte, die mir seit reise-beginn jegliche kooperation verweigert, bringt mich doch noch zur raison…der plan diese anschaffung spätestenst in peru oder bolivien nachzuholen (vermutlich zu einem drittel des preises) steht aber fest.

ein zufall, nämlich das kennenlernen eines brasilianers durch (weibliche) teile unserer gruppe, führt erst zu dem wirklichen highlight des tages. eine recht grobe adresse auf einem stück papier sowie der hinweis, dass sie wohl nicht über festland zu erreichen wäre, soll uns zu einer wöchentlich stattfindenden studentenparty führen. doch dazwischen liegt noch eine gut einstündige linienbus-fahrt, was wesentlich langweiliger klingt, als es tatsächlich ist. nur wer wirklich bereit ist in einem mindestens tausend-jährigen bus mit einem rennfahrer am steuer durch rio zu fahren, sollte hier einsteigen. immerhin versucht der sehr nette bus-schaffner uns zu helfen, indem er tanja die gesamte fahrt über erklärt, wo wir hinmüssen (eigentlich wollte er sich einfach auf seine alten tage noch mal mit einem blonden mädchen unterhalten). diese (meine) these bestätigt sich auch recht schnell, als wir völlig orientierungslos aussteigen und er uns nachruft, wir sollen doch einfach in einem restaurant fragen. und tatsächlich: schon nach dem zweiten restaurant wissen wir bescheid und kommen an das ufer eines sees, wo ein floß auf uns wartet. auch wenn der eintritt doch etwas höher ausfällt als angekündigt und die party auch noch nicht um 8.30 so ausverkauft ist, dass keiner mehr auf die insel gelassen wird (natürlich endete sie auch nicht wie geplant um elf – das wäre doch sehr komisch für eine studentenparty und zudem noch in südamerika – in chile geht niemand vor 2 uhr morgens aus dem haus), darf sich niemand beschweren: wir befinden uns als einzige ausländer auf einer abgelegenen insel-party mit live gespielter brasilianischer musik (in meinen ohren samba….angeblich aber wohl nicht, wobei ich natürlich eher mir als den einheimischen glauben schenke 😉

die leute tanzen so unglaublich gut, dass man mich erst nach dem vierten caipirinha auf der tanzfläche entdecken kann (zu meiner verteidigung: es erging der gesamten gruppe so). die demütigung mit einer brasilianerin zu tanzen, habe ich mir dennoch nicht angetan – dies wäre zu deprimierend gewesen – sie hätte sich schon spontan verlieben müssen, um das mit gleichbleibender ernsthaftigkeit auszuhalten. so entwickeln marisa und ich eine einfachere samba-version und achten nicht auf die kritischen blicke um uns herum.

mit dem plan noch ins historische stadtzentrum (lapa) zu fahren (ein ein halb stunden entfernt) um dort in clubs zu gehen, versuchen wir die party nach einigen stunden zu verlassen, was aber wesentlich schwerer ist als gedacht. zunächst muss man das ein oder andere mädchen aus den armen eines hübschen brasilianers befreien oder alternativ reißen – eine extrem angenehme aufgabe. dann muss man wiederum das floß besteigen, um sich anschließend vorwürfe anzuhören, man wäre nicht rechtzeitig von dem brasilianer gerettet worden oder man hätte angeblich geplant, ohne die ein oder andere abzufahren.

wir kommen trotz allem im bus an und dürfen miterleben, welche wirkung fünf caipirinha auf einen menschen haben können. während sich jeder mehr oder weniger entsetzt an sitz und oder sitznachbarn festkrallt, um nicht in einer kurve aus dem fenster geschleudert zu werden, schläft tanja seelenruhig ein, um erst nach gut einer stunde höllentrip (etwas übertriebenes wort) gemütlich aufzuwachen (und immer noch gleich betrunken wie zuvor zu sein). lapa stellt sich als wesentlich kleiner und gleichsam extremer heraus als gedacht. es ist lediglich ein kleines problem mit sechs blonden mädchen durch eine reihe von prostituierten, obdachlosen und transvestiten (bzw. entsprechenden mischungen aus allen drei möglichkeiten), die hier auf der straße recht ausgelassen feiern, zu wandeln. unangenehmer wird es erst wenn drei der sechs umgehend in ein taxi mit ziel hostel steigen wollen, während andere drei um jeden preis noch ein wenig herumsuchen wollen. erst dann merkt man, dass man sich allen vorhaben zum trotz doch etwas verantwortlich fühlt. so halte ich die drei nach-hause-fahrer noch etwas hin, bis sich der rest schließlich auch für das taxi entscheidet. dennoch muss ich auch hier sagen, ich fühlte mich zu keinem moment bedroht oder in gefahr – zumindest in gruppen ist rio wahrlich nicht so gefährlich wie nach außen dargestellt.

MORGENS JESUS, ABENDS FEIERN (21.-22.05.)

eigentlich sollte moritz mit seinem chilenischen freund osvaldo schon sonntag dazustoßen (nicht zuletzt, um mich aus der position des hahn im korb zu befreien – eine position die gleichsam vor- und nachteile hat). letztlich kommt er erst montag morgens an, weswegen ich schon um neun uhr nachts aus dem so wertvollen schlaf gerissen werde. Die männeranzahl erhöht sich kurz nach dem frühstück noch einmal, nachdem ich jorrit (holländischer student der usach) auf dem sofa schlafend entdecke (er war durch zufall im gleichen hostel gelandet, nachdem ihn ein abstecher von seinem são paulo-trip in diese stadt führte).

da alle drei jungs die nacht über reisten und mehr an ein schläfchen am strand denken, ziehe ich doch noch mal allein gelassen los, diesmal mit sieben begleiterinnen, da sich linsay, eine im hostel kennen gelernte irin noch anschließt. der plan ist auf eigene faust corcovado mit seinem jesus und den pão de açúcar zu besichtigen. da es nahezu keine bushaltestellen gibt und man eigentlich dem bus lediglich zuwinkt, um ihn zum anhalten zu bewegen, fällt es uns schwer, den richtigen bus für die tour herauszufinden. ein kräftig gebauter „tourismus-manager“ nutzt diese offensichtliche situation aus, um uns für seine angeblich regelmäßig stattfindenden touren zu gewinnen. es klingt auch recht gut – der preis wird nach ein bisschen heruntergehen seinerseits realistisch.

er beginnt aber nach ein paar telefonaten alle zehn minuten zu erzählen, dass der bus samt fahrer in zehn minuten kommen würde. nach einer stunde teilen wir ihm mit, dass wir, sollte der linienbus eher kommen, doch lieber in diesen einsteigen würden und keine fünf minuten dauert es, dass der tourbus doch noch ankommt. meiner ansicht nach ist der fahrer irgendein schnell herbeigeeilter verwandter, genau wie die führerin, die sich sehr bemühte, ebenfalls schwester, mutter oder sonst was war und die ganze familie zumindest eine provision von den jungs bekommt, die sich am ende der tour zufällig mit ihren verkaufsständen vor dem bus aufbauen durften. der ausblick auf die stadt, die sich an der küste und zwischen hügeln in die länge zieht, ist von beiden angestrebten punkten genauso unglaublich, wie die fahrt dorthin, die zumindest im falle des christo durch regenwald mit obligatorischen äffchen u.ä. führt.

Auf dem rückweg werden wir noch zu der straße (eher ein lang gezogenes fussball-stadion) auf der der jährliche carneval stattfindet, gebracht, wo die samba-mädels, die erst im august das training anfangen (zuschauen ist dann gratis), sich mit nervigen männlichen touristen wie mir unterhalten oder alternativ den weiblichen touristinnen ihre kostüme anziehen müssen.

der nächste kurzstopp ist die „kathedrale“ von rio de janeiro – ein gebäude, dass wie eine pyramide aus den sechziger jahren aussieht (jetzt ist es mir nicht mehr ganz unerklärlich, warum die katholische kirche hier mehr mitglieder verliert als in anderen ländern südamerikas).

zu guter letzt werden wir in einem restaurant abgesetzt, dass eigentlich ein all-you-can-eat-buffet anbietet. zusätzlich aber kommt alle 5 minuten ein freundlicher herr mit einem riesigen stück fleisch an den tisch, um jedem der will, das ein oder andere scheibchen abzuschneiden.

natürlich freut sich ein all-you-can-eat-restaurant über eine gruppe mit sieben weiblichen gästen, ich habe mich aber redlich bemüht das wett zu machen und nachdem ich eine stunde lang zu jedem angebotenen fleisch ja sagte, kam der freundliche herr nicht mehr.

am abend nach noch ein paar gemütlichen stündchen mit merissa, marisa und tanja am strand, beginnt also der geburtstag von moritz, der sich zum einen erholt hat und zum anderen für genügend pitú und pisco (clash of cultures) gesorgt hat. nach wenigen minuten wird uns erklärt, dass selbst mitgebrachte getränke durchaus unerwünscht sind, so müssen wir, in alter klassenfahrt-manier auf unser zimmer ausweichen, wobei man sich leider für unseres und nicht eins der anderen beiden entscheidet und moritz schafft es dann auch tatsächlich in den ersten dreißig minuten seines 25. lebensjahres drei gläser piscola zu verschütten – respekt!

eigentlich wollen wir nach einem kurzen trink am strand noch auf irgendeine party gehen, da es dann aber doch mehrere längere drinks werden, kommt die party eben zum strand. abgesehen von einem columbianer und einem mexikaner, die sich um jeden preis verprügeln wollen, weil ersterer im hostel des zweiteren sachen geklaut hatte, und sich das nicht vorwerfen lassen wollte, kann man das einen angemessen 24. geburtstag nennen. caipirinha, strand und wellen taten ihr übriges.

wegen weiteren wilden touri-plänen begibt sich die gesamte gruppe schon gegen fünf auf den weg richtung hostel – auf diesem weg aber entscheiden moritz, osvaldo und ich, die situation zu nutzen und mal den mädchen zu entflüchten. wir setzen uns in ein taxi und bitten den taxifahrer, uns zum nächsten club zu bringen. nachdem wir sieben reales für 600 meter fahrt zahlen (ziemlich genau sechs reales zu viel….aber man denkt ja nicht mehr um diese uhrzeit) bemerken wir erst nach dem aussteigen, dass der club gerade schließt (in rio de janeiro – an der copacabana – um 5 uhr! da lobe ich mir doch das gute alte santiago). als alternativprogramm tummeln sich eine unmenge an bettelnden straßenkinder um uns, die unter tränen um geld flehen, weil sie sonst verhungern würden – genau der moment wo man nicht zahlen sollte. Wir steigen also mit der gleichen bitte in das nächste taxi ein und bemerken mit einem gewissen entsetzen, dass sich eines der kinder an die seite des autos hängt, um weiter zu flehen – während der taxifahrer ungerührt auf der vierspurigen straße entlang fährt. nachdem wir ihn zum anhalten bewegen können, kann osvaldo sein herz doch nicht mehr kontrollieren und gibt dem jungen geld – hart zu sein ist hier oft nicht ganz einfach.

da moritz noch mal betonen muss, dass es ein club mit vielen chicas sein soll, werden wir zu einem club gebracht, in dem tanzen eher im hintergrund steht. Im prinzip verstehen wir schon mehr oder weniger beim hereingehen, dass das nicht ganz das ist, was wir uns vorstellten, der frauenanteil und die aufmerksamkeit für uns war einfach zu hoch. als die getränke die wir trinken umsonst sind aber im gegenteil die ersten mädchen, die wir kennenlernen, etwas kosten (eine nicht unerhebliche summe), bestätigt sich dieser verdacht endgültig und während osvaldo in seinem zustand keinen verdacht schöpft sondern im gegenteil froh ist gleich vier frauen für sich gewonnen zu haben, versuchen moritz und ich möglichst schnell unsere bier-schulden zu tilgen, um flüchten zu können. osvaldo kommt mit, wird aber gleich von relativ großen männern zurückgeholt, um ihm zu erklären, dass auch er zumindest das bier zahlen muss. so ziehen wir also durch copacabana auf der suche nach bars und clubs und müssen feststellen, dass hier tatsächlich wohl nur von donnerstag bis sonntag gefeiert wird, keinesfalls aber montags (zumindest im kalten brasilianischen winter). wir lernen schließlich noch carolina und laetitia kennen, doch da osvaldo genug hat und moritz mit ihm geht, bleibe nur noch ich (höflicherweise) bei ihnen. nach ein paar noch etwas motivierteren versuchen zu kommunizieren, schränken wir uns diesbezüglich etwas ein, die eine seite spricht ausschließlich portugiesisch, die andere versteht jenes ein wenig, kann sich aber, zumindest in diesem fall und um diese uhrzeit scheinbar nicht verständlich machen, so ziehen wir durch die straßen, bis ich für uns entscheide, dass wir am strand frühstücken. während ich mich an frischgepressten saft halte (wir konsumierten pro tag pro kopf täglich einen halben bis einen liter – mit früchten, deren namen wir genauso wenig kennen, wie deren aussehen), entscheiden sich die mädchen für eben jene erwähnten kokosnüsse und treiben mich damit in das beschriebene klischee. mich berührt es trotz sehr dösigem zustand doch sehr, mit welcher hingabe diese brasilianische frauen mich mit diesem kokusnussfruchtfleisch füttern und dennoch oder gerade deshalb bin ich sehr skeptisch, als carolina vorschlägt, mit dem sonnenaufgang ins meer zu gehen, natürlich mit der vollständigen kleidung. zwar nehme ich das geld raus und verstecke es unter meinen schuhen, dennoch behalte ich das ganze beim ins wasser gehen im blick (soweit das möglich ist). das wasser ist ohnehin kalt genug, dass eine brasilianerin wie laetitia am ganzen körper zu zittern beginnt, so dass ich guten grund habe, zu meinem geld zurückzugehen und festzustellen, dass der verdacht sich nicht bestätigt. Also ziehen wir mit unseren durchnässten körpern weiter – was durch die immer wärmer werdende sonne nicht mehr ganz so schlimm ist, werden aber leider in dieser gruppierung nicht ins hostel gelassen, so dass ich die mädels nur noch zur metro bringen kann, um endlich zu meiner warmen dusche zu gelangen. Dort treffe ich auf gruppenmitglieder, die sich vollkommen fit und fertig für den tag etwas über meine gesamterscheinung wundern. Ich selbst plante ohnehin nichts touristisches für den vormittag, wohl aber einen kleinen strandbesuch mit merissa, marisa und tanja in ipanema, so gehen wir nach kleinem kleidungswechsel meinerseits gleich los, um dann, gerade dort angekommen, ebenfalls wieder nur meinerseits, umgehend in einen tiefen schlaf im sand zu verfallen – kann das leben schöner sein……..?

 

FAVELA, FUSSBALL UND DOCH NOCH AUSGERAUBT (22.-25.05.)

für den nachmittag muss ich meine kräfte doch noch einmal sammeln. wir besichtigen rocinha, die größte favela rios, die aktuell inoffiziell 250000 einwohner hat, wohl aber bei der nächsten volkszählung 2008 (da werden auch die 40% nicht angemeldeten mitgezählt) 500000 einwohner zählen wird. man steht vor den normalen appartment-häusern überqert eine straße und kommt in eine andere welt. für ein paar reales wird man auf einem kleinen motorrad zur spitze der favela gebracht – sie ist den berg hoch gebaut, was die architektur begünstigt, so dass am ende jenes konstrukt aus aufeinander stehenden minihäusern entsteht. auf diese weise spart man grundstückskosten: man erwirbt ein dach, baut darauf seine hütte und verkauft wiederum sein eigenes dach für den gleichen preis. gleichermaßen werden andere kosten gespart: wasser, strom und internet werden angezapft, was ein unglaubliches gewirr an kabeln knapp überhalb der straße zur folge hat, steuern werden nicht gezahlt, dafür kommt aber z.B. auch normalerweise keine polizei in die favela. der boss der stadt, also der boss des entsprechenden drogenkartells, bezahlt eigene leute, die mit maschinengewehr im anschlag durch die straßen streifen und bei aufkommender unruhe eingreifen sollen. stirbt mal ein mensch, wird er im falle eines natürlichen oder allseits gewollten todes zum rande der favela gebracht, wo ein leichenwagen sie abholt, stirbt sie eines aus unserer sicht unnatürlichen todes, verschwindet sie in den umliegenden wäldern.

so fahren also auch wir erst mal mit den motorrädern an die spitze, um uns dann von einer führerin durch die verschiedenen ecken der favela bringen zu lassen. ein beeindruckendes erlebnis – und wenn man den rat befolgt, erwachsene männer, menschen mit waffen und drogen handelnde menschen nicht zu fotografieren, ist es wohl auch kaum gefährlich. ansonsten aber wäre man laut tour-guide recht schnell der erste tote tourist hier.

es herrscht keine große armut, zumindest keine wie man sie sich vorstellt. die menschen haben neben strom und wasser auch internet und fernsehen – wie jorrit sagt: „the modern poverty“. kinder lassen sich sehr gerne fotografieren. wie uns berichtet wird, liegt das vor allem daran, dass sie denken, sie würden so in der gringo-welt berühmt. am wichtigsten ist daher auch, dass man ihnen danach das bild gleich zeigt, damit sie beurteilen können, ob es gegebenenfalls wiederholt werden muss – ist ein tourist dazu aufgrund der kamera nicht in der lage, gilt er als gringo pobre.

wieder in der hemischen copacabana angekommen, dürfen wir zum einen gleich sehen, was die favela-kinder beruflich machen und zum anderen lernen, wie man am besten nicht darauf reagiert. beim essen kommen eben solche kinder und betteln um geld. als einer von uns dem einen jungen seinen teller reicht, damit er was zu essen hat, macht er sich erst darüber her, um dann zusammen mit weiteren kindern umso stärker nach geld zu fragen. da er das nicht bekommt, hält er eins der herumliegenden messer hoch und schreit „gringo money“. gerade auch wegen der art des messers eine nicht wirklich gefährliche situation aber dafür umso typischer.

dieses essen ist das letzte was ich an diesem tag mache und marisa und merissa gehen ebenfalls früh ins bett, da sie am nächsten morgen sehr früh zurückfliegen. da moritz sich für zwei tage mit osvaldo in einer etwas entfernteren stadt im norden aufhält und die gruppe aus deutschen mädchen ebenfalls mittwochs auf die ihla grande fährt, bin ich nun allein mit jorrit in rio und starte gemeinsam mit ihm einen fussball-tag. natürlich wird das champions-league-finale mit gutem brasilianischen bier genossen (mein persönliches highlight ist ein brasilianer der inmitten der ganzen halbangezogenen ausländer sitzt, eine decke um sich wickelt und bei 25° behauptet, es wäre ihm zu kalt). zudem bringen mich zwei dänische mädchen, die anstelle von merissa und marisa in meinem zimmer wohnen, auf die idee, es ihnen und ihren freunden gleich zu tun und das brasilianische pokalhalbfinale im maracanã (dem angeblich viertgrößten stadion der welt) anzuschauen. nachdem wir (inzwischen ist noch der australier ian hinzugestoßen – selbst mit einem schweizer aus der französischen schweiz war es einfacher in englisch zu kommunizieren als mit jenem outback-australier ) im hostel der freunde der däninnen ein paar weitere bierchen trinken, gehen wir als große gruppe los. unmittelbar nachdem wir aber die karten auf dem schwarzmarkt kaufen (halb so teuer – man muss nur fünf meter nach verlassen der metro laufen und schon hat man einen guten überblick über alle preise) verlieren wir den rest der gruppe. in den feiernden menschenmassen (eine unglaubliche euphorie herrscht unter den fans – wenn man sie bei jedem spielzug zittern und beten sieht, weiß man was „fussball ist religion“ bedeutet) ist das nicht unbedingt ein nachteil, zumal wir niemanden mehr in unserer gruppe unter 1,85 haben. hinzu kommt, dass alle fans in der halbzeit wie wild geworden auf die andere seite des stadions rennen, um weiterhin hinter dem tor des gegners zu stehen.

wir sind natürlich für botafogo, zum einen weil sie tatsächlich relativ souverän gewinnen, zum anderen weil die fans des gegners eine derart kleine gruppe nur darstellt, dass einem dort angst und bange geworden wäre. nach weiteren bierchen ist auch dieser tag vorüber.

den tag darauf erreicht mich das endgültige vertrauen in rio und ich enscheide mich alleine an den strand der copacabana zu begeben. gleich darauf fragt mich ein mann ob ich zehn reales für ihn hätte, was ich natürlich verneine. nachdem zwei seiner freunde hinzukommen und jetzt gerne 100 reales von mir wollen, bin ich plözlich vollständig kooperativ. nur die nun noch zusätzlich geforderten 100 reales bewegen mich, in ein restaurant zu flüchten. da ich wirklich keine waffen sehe, eine wohl vernünftige entscheidung. ich werde tatsächlich nur bis zum restaurant verfolgt. 100 reales ärmer bin ich immerhin, was aber „nur“ etwa 40 euro entspricht. diese erfahrung bewegt mich dazu meinen hostel-wechsel (für die letzte nacht) doch per taxi und nicht zu fuss durchzuführen.

moritz und osvaldo wollen nach ihrer rückkehr in ipanema wohnen, was sich partytechnisch natürlich anbietet. insofern ziehen wir in ein noch billigeres hostel, wo wir in einem 24-bett zimmer schlafen aber das mit durchaus netten mitbewohnern teilen. nach meiner entscheidung, abends noch zu feiern, obwohl ich am nächsten morgen wegen des flugs um 5.30 aufstehen muss, unterstützen mich große teile des zimmers, eine weck-lösung für mich zu besorgen, was schwer ist, da die meisten, genauso wie ich, hier vollständig uhr- oder handylos leben.

ein amerikaner schließlich, dessen jedes drittes wort „man“ und jeder zweite satz „hey fellow“ ist, findet unter einem bett einen alten wecker, den er zunächst zerlegt, um ihn dann tatsächlich und trotz ersten caipirinhas und scotchs, zu moritz und meinem großen erstaunen, zum laufen zu bringen. eine schwedin gibt mir noch ihren wecker hinzu. zwei waren durchaus notwendig, obwohl ich nach ein paar drinks und ein bisschen pseudo-pool-billard mit moritz schon um 3 ins bett gehe.

so fahre ich also, diesmal zum regulären taxipreis, alleine zum flughafen und nach einigem typischen gol-chaos (gol ist die billigfluglinie brasiliens) sitze ich im flugzeug und steche mit jenem nach wenigen stunden in die smogwolke namens santiago ein………………………………

fotos…

es gibt also jetzt doch einen schönen weg ein paar fotos zu posten…

viel spaß beim anschauen 🙂

Unterwegs im süden südamerikas………… Teil III

01.05.2007

Nur wenige stunden nachdem wir aus buenos aires zurückkamen, wurde ich von jan und lisa gefragt, ob ich mir nicht ein wochenende in MENDOZA und CORDOBA vorstellen könnte.

Gerade letzeres rief in mir natürlich einige bedenken hervor, wo der „deutsche“ doch sofort an die „schmach von córdoba“ und an sätze wie „i wer‘ narrisch!“ denkt. Aber gut – vergangenheitsbewältigung ist ja ein ebenso deutsches thema, zumal meine vergangenheit eigentlich ohnehin 6 jahre zu kurz dafür ist.

So sagte ich mal zu und durfte mir gleich im gegenzug die 6 schönen aber nicht minder vorwurfsvollen augen von carolina, natalia y paloma anschauen, die meine marketing-gruppe darstellen und verzweifelt termine suchen, an denen alle vier zeit haben, wobei einer sich eben häufig im ohnehin nicht unendlich beliebten argentinien herumtreibt, um dann noch nach der rückkehr von den hübschen argentinierinnen zu schwärmen – aber das hat man davon, wenn man sich unsensible deutsche in die gruppe holt – die erste etappe des marketing-projekts haben wir im übrigen doch noch sehr erfolgreich abschließen können, was natürlich daran liegt, dass die gruppe nicht nur hübsch ist; ich selbst glänzte durch teilweise überwältigende anwesenheit – viel mehr ist dann seltener drin, weil ich, wenn drei mädchen auf chilenisch! details ausdiskutieren, die ich im leben nicht aussprechen könnte, sprachlich kaum in der lage bin, ihnen zu folgen, geschweige denn in irgendeiner weise einzugreifen; immerhin habe ich meinen laptop zur verfügung gestellt (dessen virenscanner bei jeder empfangenen chilenischen datei beinahe in ohnmacht gefallen wäre, sehr zum amusement der chileninnen, die viren eher lustig als störend empfinden) zudem habe ich natürlich die niederen powerpoint-arbeiten verrichtet.

Was dem exkurs noch hinzugefügt werden muss: es handelt sich um eine marktanalyse bzgl des images und bekanntheitsgrades zweier konkurrierender pisco-marken. Da ist natürlich eine gewisse passion meinerseits zu erwarten, ich nehme an, dass dies das kalkül der smarten chileninnen war….

Nichts desto trotz saß ich schneller als gedacht wieder in einem überlandbus – nur mit jan, da lisa schon ein tag zuvor nach mendoza reiste. Der verhältnismäßig kurze trip (6 stunden) wurde erwartungsgemäß von der grenze unterbrochen, an der penibelst darauf geachtet wird, dass kein chilene irgendetwas essbares nach argentinien bringt und (noch penibler) umgekehrt.

In mendoza erwartete uns eins der schönsten hostels bisher (córdoba eingerechnet) sowie lisa und irene, die von lisa kennengelernt wurde, ebenfalls deutsch ist, ebenfalls in santiago studiert und eben ebenfalls in mendoza das wochenende verbringt.

Nach dem obligatorischen steak begaben wir uns noch zu einem kleinen pool-spiel, dass ich trotz extrem limitierter begabung beide male knapp halten konnte. Der nach-hause-weg wurde uns (nur noch jan und ich) durch einen argentinier versüsst, der über einige hundert meter hinter uns herlief, um immer mal wieder zu versuchen uns anzuspucken – ein sympathisches volk!

Am nächsten tag hellte sich unsere meinung stark auf, da – und das hatte ich im regnerischen buenos aires (zu meiner kleinen enttäuschung) noch nicht ganz so empfunden – die argentinierinnen hier tatsächlich alles erfüllten, was der ruf, der ihnen vorauseilt, nachsagt (zwei wochen später wird rio de janeiro die chance bekommen, dies zu toppen, vamos a ver).

Wir verbrachten die zeit mit stadt anschauen, sonne anlächeln, mendozas wunderschönen park genießen. Das „problem“ des parks ist so ein bisschen, dass er das fußballstadion beinhaltet. So war unser zweiter eindruck von einer – selbst für chile-erfahrene – extrem hochgerüsteten polizei bestimmt, die mit motorisierter einerseits und originaler kavallerie andererseits, sowie recht großen fußtrupps, welche mit erschreckend großen schlagstöcken sowie schusswaffen für gummigeschosse (die richtigen waffen mussten sie immerhin zuvor im mannschaftswagen abgeben) bewaffnet waren, einen haufen meist minderjähriger „pseudo-hooligans“ jagte. ich frage mich: was würde argentinien gegen die englische variante dieser „fussball-fans“ auffahren…….? Das szenario würde wohl falkland recht stark ähneln.

Nachdem wir uns mal mitten ins geschehen begaben, um den ein oder anderen errinnerungsschnappschuss zu machen, genossen wir wieder den park, wurden aber von den ereignissen nicht ganz losgelassen, da die berittenen polizisten, meist zu dritt, einzelne randalierer durch den ganzen park, in mitten aller touristen, jagten.

Schon am abend nach einem abendessen mit weiteren kennengelernten reisenden aus ebenfalls deutschland aber auch aus argentinien und kanada, reisten lisa und ich mit dem nachtbus (diesmal 11 stunden) nach córdoba. Nach etwas zu langer suche nach einem geeigneten rückfahrtbus und einer dafür aber recht kurzen und erfolgreichen hostelsuche sowie einem kleinen argentinischen frühstück konnten wir auch endlich loslegen, córdoba zu erkunden. Eine ausgesprochen schöne stadt mit viel kolonialer architektur, großen studentenvierteln und vielen möglichkeiten zum zeitvertreib.

Da ich gerade von einem erdbeben (meine kalifornischen freundinnen mögen mir dieses wort nachsehen – für mich wars eben das stärkste dieser art in meinem bisherigen leben) vom schreiben unterbrochen werde, möchte ich einwerfen, dass santiago, weltweit eine der großstädte mit den meisten erdbeben in den letzten jahrhunderten ist und daher ihre ursprüngliche architektur nahezu vollständig verloren hat. Nach und nach erst entdecke ich kleine viertel und straßen in denen man das alte gesicht santiagos noch sehen kann.

Noch eine kleine information: die großen erdbeben fanden bisher in einem rhythmus von más o menos 20 jahren stadt, das letzte war 1985…….viel grund zum optimismus also, denke ich.

Touristischer weise haben wir dann doch mal eine sightseeing-rundfahrt in einem englischen doppeldeckerbus gebucht, wo ich dann mit meiner stadtkarte versuchte die stellen der stadt zu markieren, die uns am besten gefielen, um sie dann doch noch mal alleine anschauen zu können. Da uns dies recht gut gelang, waren wir in der lage, die wichtigsten, schönsten und interessantesten stellen córdobas zu besuchen – in diesem glauben leben wir jetzt zumindest und darauf kommts ja nun mal an.

Die rückfahrt dauerte dann – wer mitgerechnet hat, weiß es in etwa – knapp 17 stunden und auch das überlebt man, vor allem da selbst semi-cama-busse gemütlicher als flugzeuge sind…mehr beinfreiheit, größere und weiter zurückstellbare sitze.

Einzig auf die straße darf man nicht schauen – was schwer ist, wenn man immer die erste reihe im oberen stock des doppeldeckerbusses bucht – da man dann sieht wie der busfahrer der buslinie „rapido“ versucht dem namen gerecht zu werden (er holte übrigens insgesamt eine stunde fahrtzeit raus), die manöver dazu waren vor allem in den serpentinen der anden mehr als beachtlich, zumal dann gerne mal die straße verlassen wird, um busse der gegnerischen linien zu überholen. In diesen momenten muss man fest an irgendetwas anderes als die ganzen busunglücke in chile denken, über die man ja selbst in deutschland ab und zu lesen kann. Ähnlich verhält es sich im übrigen zu den absturzstatistiken der fluglinie, mit der ich demnächst dann nach rio fliege. Statistisch müsste es – glaube ich – spätestens schon beim rückflug aus buenos aires soweit gewesen sein, aber ich gebe den dingen ja immer eine zweite chance.

In diesem sinne: carpe diem!