Unterwegs im süden südamerikas………… Teil II

23.04.2007

Unser nächster trip sollte uns zunächst nach BUENOS AIRES führen. Wieder besteht die gruppe aus merissa, marisa und mir. Fieber und all der andere spaß hat dafür gesorgt, dass ich, nachdem ich schon durch die reisen viel uni verpasste auch dazwischen nicht mehr dort war.

Buenos aires hieß am anfang schwüle hitze und auf einen bus warten, der zunächst einmal anhielt, um leer weiterzufahren, während der in den man einsteigen konnte, nur mit münzen zu bezahlen war, so dass man noch mal zum flughafen zurück durfte, geldwechseln, sich an der bushaltestelle wieder einen bus anschauen, der keine leute reinlässt, um dann schließlich endlich mit einem bus abzufahren. Auffallend ist, dass hier genauso wie oder sogar mehr als in chile eine begeisterung und disziplin fürs schlangen bilden da ist, wie man sich das höchstens in england vorstellen könnte (wir sprechen hierbei im falle chile natürlich nicht von der metro….da ist jegliches schlangebilden vergebene liebesmühe…am ende zählt ohnehin nur gewalt, um sich in die masse zu quetschen). Dass der bus zwei stunden brauchen würde, erfuhren wir erst im bus, dass der bus nicht die vorgesehene route durch die stadt fährt, bemerkten wir nach dem aussteigen und dass ein taxi nicht viel teurer gewesene wäre, wurde uns erst kurz darauf klar.

Wir orientierten uns soweit das in einer stadt wie buenos aires möglich ist. Hostel hatten wir gebucht und nach ein bisschen herum laufen fanden wir es auch schließlich. Diesmal ein privatraum und mit viel gutem willen könnte man ihn sogar zweistöckig nennen. Dass man in diesen stöcken nicht aufrecht stehen kann und die matratzen eine recht unangenehme plastikmischung waren, ließ uns nicht 100% wohlfühlen. Gut das hostel befand natürlich auch an der breitesten straße der welt, was durchaus bemerkbar war, zudem – und hier soll natürlich der sarkasmus rausgenommen werden – suchten straßenkinder vor dem hostel im müll nach essen. All das kombiniert mit einer erhöhten angst der mädels vor cucarachas veranlasste uns dazu, dass unsere erste aktion am ersten richtigen buenos-tag eine hostel-verlegung war.

Wir folgten einer empfehlung und fanden schon bald ein wirklich schönes hostel, in dem ein segafredo-café impliziert war, was mir natürlich besonders entgegenkam.

Ein in etwas regen umschlagendes wetter hielt uns nicht davon ab, den flair buenos aires zu genießen, die ecken der stadt anzuschauen, die wir auf jeden fall sehen wollten und einfach mal wieder in einer stadt zu sein, die wahrlich europäisch angehaucht ist. Natürlich ist santiago modern, vielleicht manchen zu modern, die menschen selbst aber sind von uns weier entfernt (auch im räumlichen sinne – ist aber hier nicht gemeint), als die einwohner von buenos aires. So etwas ist an kleidung, konsum u.ä. sehr leicht ersichtlich, wobei natürlich weder das eine noch das andere in irgendeiner weise als negativ bewertet angesehen werden soll.

Da die sonne uns auch immer mal wieder chancen gab, konnten wir den tag genießen und vor allem touristisch ausnutzen, was natürlich auch bei jedem trip zumindest teilweise dazugehört.

Ein richtiges eintauchen in das nachtleben von buenos aires sparten wir uns für den folgetag auf, da unser schiff richtung URUGUAY am nächsten morgen recht früh ablegen sollte.

Stattdessen entspannten wir in unserem schönen hostel – zunächst beim tequilla-special der bar unseres hostels, dann beim gemütlichen strip-poker auf unserem zimmer. Wenn man allein mit zwei hübschen kalifornierinnen strip-poker spielt und am ende als einziger nackt herumsitzt, kann sehr ernsthaft von einer schweren niederlage in jeglicher hinsicht gesprochen werden.

Über uruguay, bzw. COLONIA DE SACRAMENTO (für montevideo reichte der eine tag dann doch nicht) kann gesagt werden, dass es wunderschön ist und gleichzeitig sehr regnerisch, zumindest an diesem tag. Dies konnte dem städtchen, das eines der wenigen städte im spanischen sprachraum ist, welches vollständig von portugiesischer kultur beeinflusst wurde (und damit die südlichste „portugiesische“ stadt darstellt) nicht ihren charme nehmen. Auch wenn ich mich nicht als portugalexperte sehe, merkt man doch z.B. an der musik, die auf straßen gespielt wird, dass dieser unterschied gelebt wird. Da ist es dann eher bossa nova als salsa, wenn man das mal so pauschal sagen darf (vor allem salsa verwende ich hier sehr verallgemeinernd, auch wenn er selbst in chile eine recht große rolle spielt).

Die portugiesischen restaurants zeichneten sich vor allem durch eine ungeheure farbenpracht aus. Dass das essen ebenfalls gut war, darf nicht unerwähnt bleiben.

Nach uruguay stand dann doch endlich eine argentinische party-nacht an, wobei man hier natürlich nicht mehr nach carrete fragen darf. Vollkommen aklimatisiert gingen wir so gegen mitternacht ins restaurant, um langsam gegen 3 richtung clubs weiterzuziehen (auch hier zahlte sich die lage unseres hotels aus). Dass in südamerika (auch in chile!) enger und intensiver getanzt wird, so dass manch europäer sich fast schon vorkommt als läge er mit der frau im bett, ist kein geheimnis. Wir können aber eindeutig sagen, dass die argentinier eindeutig wesentlich offensiver noch sind als die chilenen – dies betrifft vor allem die männer, was mich an diesem abend dazu degradierte, meine beiden begleiterinnen immer wieder aufs neue zu retten und sie von argentiniern, die ausländerinenn nicht abgeneigt scheinen, wegzutanzen. Es macht natürlich riesig spaß wenn man in einem kreis aus 10-20 argentinischen männern mit zwei mädchen tanzt, wobei sich immer mal ein oder zwei männer lösen, um zu uns zu kommen, was dann für mich einen möglichst unauffälligen kampfeinsatz bedeutet. Dass mich ein argentinier am ende beglückwünschte war natürlich kein wirklicher ersatz für die argentinischen mädchen, mit denen ich in dieser zeit nicht tanzen konnte. Aber so ist das eben mit der rolle als begleiter…

Unser geplantes river plate spiel am Sonntag musste dann endgültig dem regen weichen. Wenn man bedenkt, dass river plate in der südamerikanischen champions-league ohnehin hinter dem chilenischen club colo colo liegt, war das dann auch nicht so dramatisch. Wir zogen von café zu restaurant und nutzten die kurzen sonnenpausen für entweder schnelle besichtigungen oder vor allem weiblicherseits für power-shopping, wobei man den mädels zugute halten muss, dass argentinien unendlich günstig ist und das natürlich ausgenutzt werden muss.

Ähnlich günstig ist auch das fleisch in argentinien und es übertraf alle von mir gehegten erwartungen. Besser als in guten chilenischen restaurants, besser als in den usa…man kann es (wie eigentlich beim asado üblich) wirklich einfach in die hand nehmen und problemlos das zarte fleisch abbeißen, sofern man die riesigen stücke halten kann. Wir hatte vielleicht auch glück mit dem restaurant (das nicht aus dem lonleyplanet kam!). es war wirklich beeindruckend! ich muss nicht erwähnen, dass ich zu jeder mahlzeit in argentinien steak aß.

Im moment der abreise wusste ich noch nicht, dass am nächsten wochenende gleich wieder eine argentinien-reise anstehen würde, insofern verabschiedete ich mich erst mal traurig vom fleisch……….

unterwegs im süden südamerikas…..Teil I

09.04.2007

merkwürdig wäre es wohl, würde man ein jahr in südamerika verbringen, sich dabei aber auf ein land oder gar eine stadt beschränken. Der plan war es, nach studium und praktikum die restlichen 2-3 monate zu nutzen um große teile chiles durchaus aber auch boliviens und perus zu sehen. Viel weiter hatte ich anfangs nicht gedacht.

Jetzt aber verbringt man seine tage mit menschen, die lediglich ein semester hier sind und dem entsprechend ein gewisses reisebedürfnis haben. man gerät in einen gewissen sog und schon schläft man mehr in semi-cama-bussen oder bestenfalls hostels denn in seinem vorgesehenen bett.

Da der erste schritt oft ein kleiner ist, bedeutete das erste der ersten drei reise-wochenenden drei tage VALPARAISO, welches die „ZEIT“ nicht ganz untreffend als st. pauli chiles bezeichnete. Das bezieht sich natürlich vornehmlich auf die sehr authentische hafen/pub-stimmung, die diese stadt vor allem nachts verbreitet, während der charme, den die stadt durch die unendlichen, die küstenhänge hinaufkletternden, in allen erdenklichen farben leuchtenden häusern, keinesfalls mit hamburgs berühmten kiez zu vergleichen ist. Wer dieses bild von außerhalb und innerhalb möglichst bei unterstreichenden sonnenstrahlen sehen durfte, weiß warum die stadt im gegensatz zu st. pauli zum unesco-weltkulturerbe gehört.

Wir, d.h. marisa, merissa, bekka – merissas besuch aus den usa – und ich, verbrachten die 2 anfallenden nächte in einem wirklich gut gelegenen und ausgesprochen gemütlichen hostel – dort allerdings in einem dorm für 8 personen, was natürlich den backpackern unter uns sehr normal vorkommt – während es für mich aber die entscheidung für privaträume auf den nächsten reisen bedeuten sollte.

Valparaiso empfing uns zunächst mit deutlich intensivere hitze als wir sie bis dato aus santiago kannten. So konnten wir die stadt in all ihrer pracht und imperfektion, bei schönstem wetter aus allen ecken und winkeln heraus betrachten. Die obligatorischen besuche in von loneyplanet empfohlenen cafés und restaurants durften schon hier nicht fehlen. Zum einen sind dies sehr gute empfehlungen, meist etwas speziellere orte, meist kulinarisch durchaus zu empfehlen. Zum anderen bleibt man aber doch sehr unter sich. D.h. die hostel-bewohner, die größtenteils aus backpackern und andererseits aus menschen wie uns besteht (austauschstudenten), sehen sich dann früher oder später in den gleichen cafés, alle mit ihrem lonleyplanet in der hand, die nächsten sights, die nächtlichen aktivitäten oder die nächsten stationen ihrer tour planend. So bleibt man tags und nachts „zusammen“ und fühlt sich in das authentische leben eingetaucht mit vielen anderen ausländern aus aller welt, nicht aber mit chilenen. Abmildernd muss natürlich erwähnt werden, dass dies dann zumeist interessante und aufgeschlossene menschen sind, die allein durch ihren willen, möglichst viel von der welt oder in diesem fall zumindest von südamerika sehen zu wollen, natürlich schon mal ein sehr ähnliches interesse haben.

Neben architektur, hafen, märkten und unendlichen gässchen kamen wir (retrospektiv: leider) an etwas jahrmarkt-ähnlichen vorbei, auf dem merissa sich plötzlich von einer schiffsschaukel angezogen fühlte. Da ich eigentlich keinerlei größerer bedenken hegte, mein magen mehr oder weniger leer und unproblematisch schien und vor allem da der rest sich weigerte mit zu schaukeln, war ich derjenige, der sich zur begleitung bereiterklärte. Zwischen einer euphorisierten merissa und einem nicht weniger begeisterten kleinen jungen saß ich dort und versuchte mich in einer mischung aus verkrampft festhalten und unverkrampft lächeln, weil unten ja fotos gemacht werden. Ich stand es soweit durch und war bereit erhobenen hauptes die arena zu verlassen. Kurz nach dem anhalten entschied sich der schiffsschaukelmann aber uns noch eine gratisrunde zu schenken… jedes weitere mal in der die schaukel andeutete sich überschlagen zu wollen, grub sich tief in das gedächtnis meines magens ein. Gerne auf jede achterbahn der welt, aber nicht mehr schiffsschaukeln in valpo.

Am abend war lediglich marisa noch bereit mir wegzugehen. Da sich aber im hostel eine größere gruppe aus deutschen und sogar chilenen gebildet hatte, die ähnliche pläne verfolgte, schlossen wir uns kurzer hand an. Bar und club waren eigentlich wirklich gut und bereit für eine valpo-party-nacht. Schon nach kurzer zeit aber fühlte ich mich bereit für aspirin, wasser und bett. Dieses gefühl, dem ich dann auch nachging, war der anfang einer halsentzündung, die sich die begleitung hohen fiebers über einige tage hinweg sicherte. Mit fiebrigen körper – zumal ich noch in meiner eigenschaft als mann mehr leide, als es der rest der gruppe tun würde – in einem 8er-zimmer zu schlafen ist mittellustig, zumal die anderen auch eher krank als gesund klangen.

Meine restlichen valpo-highlights waren apothekenbesuche und der moment der rückkehr. Allein aber für den erste tag, wo die blicke bei, für chilenische verhältnisse, wunderbarem steak, über küste und hügel der stadt schweifen durften, hatte sich der kleine trip gelohnt. Trotz anhaltender krankheit sollten weiter folgen……………..

cajón de maipo und chilenischer alltag

30.03.2007

Während hummeln, bienen und kolibris um den lavendel schwirren, bevorzugen eine eidechse und ich es, einfach in der sonne zu liegen und langsam ein wenig energie zu gewinnen, die einem das ach so harte leben doch immer wieder abfordert.

So beginnt ein tag auf dem cajón de maipo, nachdem wir uns am Abend zuvor in unserer cabaña, neben pisco, billard und pool vor allem dem asado widmeten. Nun warte ich mit sonne und eidechse, dass auch merissa, stephanie, jan und moritz den Tag beginnen, um dann einen weiteren tag mit asado und pool in angriff zu nehmen.

Es ist sozusagen mein monatsjubiläum in chile. Vor 30 tagen kam ich mit hoffnungen und auch einigen unsicherheiten an und kann mich inzwischen innerhalb der wahrgewordenen hoffnungen voller sicherheit zurücklehnen.

Man darf es glück nennen, wenn in WG und Uni eigentlich hauptsächlich nette menschen wohnen und studieren, menschen mit denen man sich befreunden kann, mit denen man gemeinsam alles erleben kann, was das ausland- (sstudium) einem anbietet.

Nach einem start in das santiago-leben, der neben uni vor allem durch von amerikanischen studenten gestarteten partys, die ich mit merissa und marisa durchleben durfte, bestimmt war, begann ich den pisco – das blut des chilenischen lebens – auch mit anderen menschen zu genießen.

So ist es nicht vollkommen untypisch, dass wir in gewissenhafter vorbereitung auf einen salsa-abend nicht weniger als 4 gläser des von mir bevorzugten pisco-sours auf meinem allseits beliebten bett verschütteten (der salsa-abend wurde dann mehr ein karaoke-abend, wohl aber in einer bar, die so sehr von aller musik beseelt war, dass nicht nur das personal zumeist angetanzt kam, sondern auch ich! erste salsaschritte wagte………und von den wohlwollenden fast schon gnädigen begleiterinnen auch nicht unmittelbar von der tanzfläche gestoßen wurde).

ebenso wenig untypisch ist es, dass mir in einer busfahrt zum strand (die ganze uni fuhr mit einigen bussen dorthin) bereits nach wenigen minuten ein glas pisco-sour über den kopf geschüttet wurde, zugegebener maßen nachdem ich zuvor schon moritz ein glas piscola über die hose schüttete. Diese beiden ereignisse zu beginn dieses ausfluges zeigen auch recht deutlich, wohin der Weg an diesem tag führen sollte. Und insgesamt muss ich bemerken, dass eine gewisse exzessivität, dem kennenlernprozess nicht abträglich ist.

Man torkelte mit frisch oder noch gar nicht kennen gelernten menschen durch den sand (europäer zu sein ist dem kennenlernprozess auch eher nicht abträglich). Ging zuweilen in restaurants, wo man dann spärlich bekleidet, mit vom wein beseelter zunge irgendein fischgericht bestellt. Wir haben den tag soweit alle überlebt und mussten nicht, wie es unter den chilenen an solchen tagen scheinbar üblich ist, unsere adresse auf den arm schreiben, uns ein schild mit dem namen unseres stadtteils um die brust hängen, um auf einen taxifahrer zu hoffen, der bereit ist, auch vollkommen aktionsunfähige junge menschen durch den spannenden verkehr santiagos zu chauffieren.

Am rande muss ich noch auf die spezielle organisation dieses tages hinweisen. nachdem wir (die ausländischen, zumeist deutschen und holländischen studenten) noch am tag zuvor intensiv darauf hingewiesen wurden, um neun statt um halb zehn auf den campus zu kommen, und wir dort dann auch alle halbe stunde gesagt bekamen, dass unser bus in einer halben stunde fahren würde, fuhren wir schließlich gemütlich gegen zwölf, halb eins los.

Wir können von glück sagen, dass wir zu zeiten der abfahrt wesentlich weniger reizbar waren (bzw. zum bemerken von reizen fähig waren), als dass wir mitbekamen, wie die busse in einer wilden menge von neben sich stehenden studenten, beschützt von nicht unerheblich gepanzerten polizisten, langsam durch den staub von san antonio gen stadtausgang zogen und versuchten genau die studenten aufzunehmen, die schon auf der hinfahrt in jenem bus saßen – gehörte man nicht zu dieser gruppe, wurde einem das körperlich recht deutlich klar gemacht (beobachtet – nicht selbst ausprobiert).

Nun ja, am ende vielen wir alle glücklich in irgendwelche betten santiagos – insofern hatte sich all das gelohnt.

Nach einem solch intensiven kennenlernen macht auch die uni wieder ein wenig mehr spaß, wobei ich auch zuvor eigentlich zufrieden war. Das niveau haut einen nicht um, eher zuweilen die struktur (wenn dieses wort hier überhaupt angebracht ist), in der der Inhalt versucht wird zu vermitteln. Ebenfalls anstrengend und für deutsche studenten ungewohnt, ist wohl die tatsache, dass man mit mehreren tests, papers und präsentationen durchweg auf trab gehalten wird, während wir in deutschland unseren mindestens eben so hohen arbeitsaufwand doch durchaus freier einteilen und auf die eine abschlussprüfung eines jeden faches zuschneiden können.

Mich persönlich beeindruckt (neben der schon eher erwarteten hilfsbereitschaft der kommilitonen) das freundliche und ausgesprochen offene entgegenkommen der professoren.

Es werden nahezu immer (auch) deutsche beispiele verwandt, man erklärt uns nach der stunde neben inhaltlichen aspekten auch politische, geschichtliche und gesellschaftliche aspekte des landes und der universität, immer wieder werden uns lohnenswerte reiseziele genannt, mit dem teils strikten hinweis, dass wir die anwesenheitspflicht in der vorlesung doch gefälligst dem umherreisen und kennenlernen des landes unterstellen sollen.

Vielleicht etwas anstrengend ist die offizielle betreuung der ausländischen studenten der uni. Es wird weit weniger an außeruniversitären veranstaltungen angeboten, als beispielsweise an der católica (weitere große uni in santiago). Störender ist aber eher die fehlende flexibilität oder teilweise vollkommene unfähigkeit in bezug auf die kurswahl.

Gerade für ausländische studenten ist es nicht unwichtig, sich die kurse erst einmal anzuschauen, um dann zu entscheiden, welche belegt werden sollen/können.

Dass solche wechsel dann nicht oder erst nach überschreiten bzw. einschalten gewisser machtinstanzen innerhalb der universitäts-hierarchie möglich ist, ist ärgerlich (dies ist vor allem anderen passiert). Wenn ich aber lediglich einen kurs abwählen will, den ich damals ohnehin nur als plan B gewählt hatte, mir dann leider fälschlicherweise ein anderer kurs gestrichen wird und mir später nach einem kleinen hinweis meinerseits auf diesen fehler gesagt wird, man könne das nicht mehr ändern, weil nun alle kurse voll sind (und in der stimme so ein gewisses c’est la vie mitschwang), bemühte ich mich nicht mehr um eine diplomatische wortwahl……….auch das führt relativ schnell zum erfolg.

Nach so viel anstrengendem alltag lag es nur so auf der hand, dass wir raus mussten. Es reichen 750 peso (also doch immerhin ein wenig mehr als ein euro) um nach san josé auf den cajón de maipo innerhalb der anden am rande santiagos zu kommen. Von dort erreichten wir das etwas abgelegene santuario del rio, wo wir schließlich unser hübsches haus mieteten um auch diese tage so sehr zu genießen wie wir eben in der lage dazu sind. Auch dass wir auf dem rückweg nach santiago selbst die 750 pesos sparten, weil wir auf der ladefläche eines kleinen transporters unterkamen, passt vielleicht in das gesamtbild, dass unser leben in santiago zu umreißen versucht.

Mir ist klar, dass in diesem ersten großen bericht viele der aktivitäten, obwohl sie ebenso erzählenswert gewesen wären) keinen platz mehr fanden und einiges der selbstauferlegten zensur weichen musste (das internet ist doch irgendwie zu offen zugänglich), aber vielleicht reicht es um ein wenig an alldem teilzuhaben, was ich meinem ja noch alterbedingt recht kleinen erfahrungsschatz hinzuzufügen versuche. Die kommenden wochen werden von uni, partys, neuen freunden sowie valparaiso, mendoza und buenos aires bestimmt sein….es wird also vielleicht wieder mal was zu erzählen geben………………………………………………………

die ersten tage

01.03.2007

……..rotes bett, rote wände, von vorhängen rot gefärbetes sonnenlicht………..

Da liegt man in seinem bett, das, etwas größer als ein französisches lit, kaum zum alleine schlafen gedacht sein kann. angekommen in einem santiago, dass viel schöner strahlt, zumindest was providencia angeht, als mir zuvor vorhergesagt. natürlich tut die sonne ihr übriges. viel grün ist im barrio verteilt. die angedrohten glaspaläste aber gleichfalls einige koloniale prachtbauten umgeben von palmen (ex-post nachtrag: wirklich vor allem providencia ;).

der südländische touch, den dieses zimmer hat, entsteht aus einer mischung aus hitze, farbe, motoren, hupen (die hupe ersetzt hier, viel mehr noch als in italien, die bremse) und tatsächlich teils auch aus rhythmen.

08.03.2007

Una semana, wie lang, wie voll kann eine woche wohl sein?

Ich muss mich ernsthaft fragen, wie lange es wohl her ist, dass ich in madrid verzweifelt darum kämpfen musste, meinen flug nach santiago zu bekommen – einer kleinen, wenn auch für mich manchmal nicht untypischen Verwirrung geschuldet.

No se…..ich weiß nur, dass ich nun hier bin bzw. ja, dass ich nun hier sogar lebe. Es gibt diesen anlauf, den es wohl braucht um das sein wirklich leben nennen zu dürfen. Zunächst ist man nur man selbst mit der stadt. Man läuft und läuft und versucht verzweifelt oder um es positiver auszudrücken begierig cultura, costumbres aufzusaugen…………….

Es gilt dann hürden zu nehmen, um nicht länger ein fremdkörper zu sein.

Burocracia…mucha burogracia: Ich habe nie und werde nie mehr so lange in schlangen stehen, um dann mit durchaus freundlichen aber vor allem mit extrem entspannten bürokraten ein formular nach dem anderen auszufüllen, um diese dann mit fotos und unmengen von fingerabdrücken zu versehen. Irgendwann aber fühlt man plötzlich, wie es ist, offiziell angekommen zu sein. Bzw. man fühlt überhaupt nichts, sondern hat einige ausweise für die verschiedensten dinge und im gegenzug einige pesos und viele hundert minuten weniger.

Um aber wirklich zu leben bedarf es irgendwie der kenntnisnahme der hier lebenden personen, seien es chilenos oder gringos…..oder andere extranjeros:

Wenn es überhaupt einen grund gibt auf sich stolz zu sein, dann wäre es zumindest der tatsache zu verdanken, sich bereits im vorfeld einen platz in einer vielversprechenden, internationalen wgG zu verschaffen………….(in gedanken natürlich bei L’auberge espagnole).

wieviel schneller man die tücken des alltags zu meistern lernt, wie viel schneller man anschluss findet, durch einfaches abends mal weggehen…..nur dank einer wg aus teils neuen und damit gleichbetroffenen und bereits eingelebten leuten……….!

letztendlich gibt es für einen studenten zwei Möglichkeiten:

Zum einen die erasmus-strategie – man lebt in einem kreis von gleichbetroffenen, kämpft sich gemeinsam durch die ersten wochen und feiert gemeinsam den auslandsaufenthalt.

Zum anderen die einheimischen-wg-strategie, durch die man sich in bestehende strukturen einschleust und so irgendwann ein kleiner, bescheidener teil des bis dahin fremden landes wird. Ich denke, ich könnte mit einem schönen mittelweg sehr glücklich werden. Ich durfte schnell sowohl gleichbetroffene als auch wahre bestandteile der kultur kennen lernen und in dieser welle ein bisschen mein leben starten.

Nicht unterschätzen darf man wohl die dritte hürde – irgendwann muss man teil aller infrastrukturen werden. Was ist möglicherweise nicht sinnstiftend aber doch notwendig für ein leben? Kommunikation, mobilität, geld. Es braucht internet, handy, telefon, bargeld, metrozugang – ohne ist man irgendwie aufgeschmissen oder müsste mehr oder weniger verzweifelt, um die frisch erworbenen kontakte kämpfen – einfacher ist anrufen, hinfahren, vino bezahlen.

aber teil dieser infrastrukturen zu werden, hat seine tücken im vollkommen relaxten und hochkomplizierten chile. Ein handy in der zentrale oder in den stores der telefongesellschaften zu bekommen, scheint unmöglich (vor allem vor durchlauf aller staatlichen bürokratien – was ca. 3 wochen dauert). Ein internetkabel in computergeschäften oder in großen malls zu bekommen ist definitiv unmöglich und eine metrokarte (also nicht das einfache ticket, sondern die hier übliche metro-cashkarte, die just eingeführt wurde) in den stationen der metro zu bekommen, scheitert ebenfalls (zumindest mit gringo-status, und ich muss zugeben: da mein spanisch ungefähr so gut wie mein bayerisch ist, habe ich diesen status noch! zurecht inne – auch wenn der eigentlich nur nordamerikanern gebührt).

Nun habe ich alles – ich bin bereit mein leben in Santiago zu starten………….wie passend, dass gleich am nächsten montag auch die uni oder sagen wir besser der unterricht startet.

Wenn man dann bekanntschaften, ausweise, infrastruktur, einen alltag und natürlich pisco hat, dann lebt man…..in diesem sinne salud!

vor der reise…….

06.01.2007

eine reise fängt wohl irgendwann im kopf an und auch wenn mancher meinen mag, ein solcher start wäre vor den letzten klausuren im betäubenden ingolstadt karrieretechnisch nicht das beste, so muss ich doch entgegenhalten, dass wohl nichts schlechter zu beeinflussen ist, als der eigene kopf.

der kalender sagt mir, das chile-jahr hätte begonnen, insofern mache ich mir auch gar keine mühe, meinen kopf groß aufzuhalten.

wochenlang wusste ich nicht, wie die 10 monate santiago retrospektiv wohl eingeordnet würden. haben mich die wfi-studenten schon so sehr runtergezogen in ihre welt, dass die monate zu einem cv-eintrag verkümmern? wird es ein schritt, wie es das italienjahr war? werde ich die mischung aus auszeit, persönlicher und akademischer weiterentwicklung sowie kultureller erfahrung hinkriegen? nun werde ich chile so intensiv wie möglich erleben. ein anker des lebens ist gelichtet, es schwankt nun mehr als zuvor und plötzlich reist der kopf davon……….ich komme wohl bald hinterher.