Archiv der Kategorie: vida en santiago (claudius wolf)

fieber und rodeo……….

Nun wollte ich eigentlich genau heute um diese zeit einen bericht über den nationalfeiertag chiles schreiben, der eigentlich am 18. ist, aber ehrlich gesagt vom 14.–19. september exzessiv gefeiert wird (der 19. ist zum auskartern immer frei, der 17. ist ein montag, so dass das parlament nach langer verhandlung entschied, auch diesen brückentag frei zu geben, die unternehmen ließen die mitarbeiter dann schon freitag mittag gehen und samstag war einfach alles durchgehend geschlossen). ich wollte bruchstückhafte erinnerungen zusammenkratzen und fotos hochladen, die mich einige überwindung kosten, was das veröffentlichen angeht.

Man kann nicht behaupten, dass dieses fest jetzt plötzlich ausgefallen wäre – im gegenteil. Nur ich lag leider fast durchgehend im bett.

Schon vor drei wochen wurde ich (mal wieder muss ich leider sagen) von leichten halsschmerzen und fieber gepeinigt. Ein wenig husten kam hinzu, ein paar bauchschmerzen. Die party, deren anfänge man ja schon seit damals in bildform auf der homepage sehen kann, könnte dran schuld sein, dachte ich – gute vorsätze wurden diesbezüglich nicht gefasst – da muss man wohl durch. Nach drei tagen fieber aber entschied ich mich doch mal den service der betriebsärztin in anspruch zu nehmen, die mir dann auch ein antibiotikum verschrieb.

Das fieber ging, die schmerzen zum teil. Doch keine zwei tage später kehrten die schmerzen in so unnachnamlicher weise zurück, dass selbst ich mich noch wunderte. Mit den schmerzen ging die möglichkeit feste nahrung zu sich zu nehmen, sowie die möglichkeit mit klaren worten zu kommunizieren. Ein blick in hals verriet warum, der durchgang für essen in die eine richtung, sowie für worte in die andere richtung war schlichtweg nicht mehr da, anstattdessen eine interessante weiß-rote masse – eine ansicht, die die betriebsärztin wiederum mit einem „o q feo“ quittierte.

Ein weiteres antibiotikum musste her. Die schmerzen blieben und sie fanden gefallen daran mich in meinen bescheidenen alltagswünschen zu stören.

So kam es also dazu, dass ich doch auch mal einblick in die chilenische vorzeige-zwei-klassen-medizin werfen durfte. Und ich war nicht unglücklich in die obere klasse reinschnuppern zu dürfen. Nach geschichten, die andere (unversicherte!?) austauschstudenten mir von der unteren klasse erzählten, war ich geradezu hoch erfreut.

Man betritt die klinik und wird nach fünf minuten dem arzt vorgestellt. Gut der stach nur kurz in den hals und fragte, ob das weh täte, worauf ich nichts sagte, weil ich ja nichts sagen konnte. Doch weitere fünf minuten später war ich beim hals-spezialisten, der mir ein „o q feo“ entgegenlachte und erst mal kollegen holte, um ihnen das schauspiel zu zeigen. Leider behandelte er mich ein wenig wie einen ausländer, der die sprache nicht versteht, dabei konnte ich ja nur gerade mal nicht sprechen. Man erklärte also eher paula, die mich lieber weise begleitete, als mir, dass ich eine mononucleosis infectiosa hätte, was, wie mir wikipedia mitteilte, pfeiffersches drüsenfieber sei.

Pragmatischer weise wurde mir umgehend ein kortison verschrieben, sowie einige (erstaunlich teure) laboruntersuchungen angeordnet. Paula versuchte noch bzgl. der preise etwas zu verhandeln (sonst schafft sie es erstaunlicher weise immer, aber im krankenhaus musste selbst ich in meiner etwas unangenehmen situtation schmunzeln, als sie nach einem kleinen rabatt wegen der anzahl der laboruntersuchungen fragte) – leider blieb dies also diesmal ohne erfolg.

Meine laune senkte sich dennoch, als wir feststellen mussten, dass es jenes kortison nicht mehr gab – in der ersten apotheke, in der zweiten ebenso wenig und wie man uns schließlich in der vierten mitteilte auf dem gesamten markt nicht mehr. Eine mischung aus unterzuckerung (ich hatte den tag über nur ein yoghurt gegessen) und ärgernis über das von apotheke zu apotheke laufen und fahren, rang mir die äußerung ab, dass man eben deswegen nicht in entwicklungsländern leben sollte, was wiederum mit schuldbwussten mienen beantwortet wurde – also der höchstmöglichen strafe für solche äußerungen.

Das kortison kam aber noch, sah und siegte und das relativ schnell – es zerstörte einfach, wie ich danach erfuhr, mein immunsystem, so dass dieses jene reaktion nicht mehr zeigte – eine wohl eher unkonventionelle methode. Schon mitten während der feiertage ging es nun wieder ins krankenhaus, um festzustellen, ob wenigstens der 18. selbst von mir (aktiv) miterlebt werden dürfte. Also hieß es wieder 5 minuten wartezeit auf mich zu nehmen, um dann einen neuen allgemeinarzt mit meinen laborergebnissen zu verwirren. Er fragte mich, was ich denn hätte und warum ich diese ganzen medikamente nehmen würde. ich meinte, ich hätte mononucleosis usw. woraufhin er mich patzig fragte, woher ich das denn wissen wolle.

Ich teilte ihm also noch zickiger mit, dass man das ja den ihm vorliegenden laborergebnissen entnehmen könne. Allein um recht zu behalten, klärte mich jener krankenhausarzt auf, dass das schwachsinn sei. Zwei tests wären negativ, der dritte (positive) unbedeutend. Er stellte mich also ruhig und verwies mich wegen meiner halsentzündung wieder zu einem (wieder anderen) hals-spezialisten. Dieser begann seine erklärung mit den worten, dass die mononucleosis ja offensichtlich aus den laborwerten hervorginge (viel offensichtlicher als bei den meisten anderen fällen)….willkommen in der chilenischen krankenhauswelt, da wurde viel vertrauen meinerseits aufgebaut.

Überstanden hatte ich wohl doch alles mehr recht als schlecht und wagte mich zwar auf keine feier mehr, aber doch noch am letzten tag zum finale des traditionellen chilenischen rodeos, dass bei all den krankengeschichten doch noch kurz als kleine abwechslung beschrieben werden muss:

Die chilenen sitzen vollkommen regungslos in der arena und schauen sich schweigend eine vielzahl an guasos (die chilenischen gauchos) an, die längere zeit paarweise durch das rund reiten. Schließlich wird ein vollkommen verängstigtes kalb (im nachhinein betrachtet: zurecht verängstigt) hinein gelassen, wird eine zeitlang bis zur angemessenen müdigkeit hin und her gejagt, um es schließlich einmal an der bande entlang im kreis zu jagen und dann an zwei markierten stellen, punkte zu sammeln. Die erhofften „tres punto bueno“ (dem chilenischen dialekt wegen ohne plural), werden genau dann erreicht, wenn das kalb durch geschicktes hetzen die bodenhaftung verliert und mit einer gewissen wucht gegen die bande geklatscht wird. gelingt das nicht oder rennt das kalb sogar einen anderen weg als vorgesehen, wacht das publikum plötzlich auf und meldet sich mit einem kollektiven uyuyui………….wenn man da mal nicht wieder schnell gesund wird….!!

p.s.: habe meinen flug vom 20.12. auf den 24.12. verlegt! Das LAN-reisebüro war wieder mal eine lehrstunde bzgl. chilenischer kultur. Die freundliche dame rief bzgl. meines anliegens in der zentrale an, fragte ihr gegenüber wie es ihr ginge, gab tipps bzgl. der erkältung, erkundigte sich nach den kindern, erzählte von ihrem verlängerten wochenende, sprach über eine eigene erkältung, die aber auch durch allergie beeinflusst wurde, kam noch mal auf die kinder zurück, fragte nach dem geplanten Mittagessen und erkundigte sich danach was für einen ticketstatus ich hätte….aber als erfahrener halb-chilene nutze ich die 10 minütchen, um mich im gemütlichen sessel des servicedesks vom anstrengenden rodeo auszuruhen…

p.p.s.: ich muss mich doch sehr wundern, dass die meisten, die meine seite zufällig über google erreichen, die worte „argentinierinnen nackt“ eingaben……..naja….besser so als gar niemand 😉 außerdem können die dann mich sehen, was ja auch schön ist

praktikumsbeginn und gleich eine unterbrechung :)

Nach lustigen, teils anstrengenden tagen, die hier mal wieder einen neuen abschnitt dieses auslandsjahres einleiteten, melde ich mich kurz zu wort – ihr sollt ja nicht vollständig unbeschäftigt bleiben, während ich mich hier wie so oft zu tode arbeite.

Zwei tätigkeiten füllten die vergangenen 1-2 wochen aus, zum einen startete mein praktikum, zum anderen wurde jenes gleich unterbrochen, da jener kongress über corporate social responsibility anstand, der vom verbund chilenischer wirtschaftsstudenten „organisiert“ wurde. Der text ist lang, aber natürlich habe ich die besten anekdoten in mitte und ende des textes gestreut, damit auch jeder brav zu ende liest.

Das praktikum läuft bisher sehr positiv an. Just am ersten tag war der südamerika-vorstand der basf group in santiago – der zentrale des business-center-west südamerikas – um das neue wachstumsprogramm vorzustellen, an dem ich leider nicht mitwirken kann, weil mein praktikumsumfang dafür dann doch zu kurz ist.

Stattdessen werde ich voraussichtlich an mehreren kürzeren projekten mitwirken, nicht aber operativ arbeiten. Zu meiner gesteigerten freude sitze ich in der abteilung der controller – was nicht heißt, dass ich im controlling arbeite – dafür darf ich aber täglich mehrere stunden mit jenem, meinem liebsten schlag mensch, zusammen verbringen 😉 (an der stelle viele grüße an einige ingolstädter, die sich gerade angesprochen fühlen). Nach jener präsentation wurde ich zusammen mit zwei anderen neuen deutschen praktikanten (beide aus dem studienprogramm, dass die basf in der fh ludwigshafen anbietet) von einem teil der personalabteilung begrüßt und eingeführt. Besonders angenehm ist dabei die information, dass ich nicht in den spitzenzeiten mit der metro von transantiago unterwegs sein muss – nachdem sie schon zu meinen wachzeiten immer sehr voll war, konnte ich morgens um 8 und abends um 6 kaum glauben, wie sich die chilenen in ihrer hauptstadt fortbewegen müssen: minimum drei metros muss man abwarten bis man einsteigen kann, die menschen stauen sich die treppen hoch bis zu den eingängen – basf bietet seinen angestellten an mit den werks-bussen zur zentrale zu gelangen – das damit verbundene 6.30 uhr aufstehen ist natürlich nichts desto trotz ein persönliches desaster für mich, dass ich erst mal 10 wochen überleben muss.

Die ersten drei tage werde ich im büro von meinem praktikums-vorgänger niko eingearbeitet, der inzwischen schon fast wieder im schönen vallendar weilt, um sich dem lernen hinzugeben. Zu der einführung gehört auch ein besuch in der fabrik, die im norden santiagos, in der nähe von viña del mar liegt, wo die angestellten – dreister weise – mit blick auf den pazifik in ihrer kantine essen dürfen. der besuch war nicht allzu irrelevant, da man bei einem solchen unternehmen ja am ende z.B. keine autos herauskommen sieht, sondern die unterschiedlichsten stoffe, bei denen man teils mühe hat sie auszusprechen, bzw. deren sinn und zweck man gar nicht unbedingt intuitiv versteht. Die ersten anstehenden aufgaben klingen zunächst einmal nach einer guten ausfüllung des arbeitstages, sowie positiver weise auch nach lernen von relevanten dingen, wie dem hedging von wechselkursschwankungen. Bis jetzt habe ich das gefühl, dass einem genügend verantwortung übertragen wird, um das praktikum auch im nachhinein als nützlich ansehen zu können.

Kaum hat das praktikum angefangen, muss ich aber leider schon wieder aussetzen, um für drei tage und nächte einen kongress zu besuchen, der sich neben teils interessanten vorträgen vor allem durch gute partys und eine wirklich bemerkenswerte organisation auszeichnet.

Akkreditierung wäre um 8.00 am morgen des letzten mittwochs gewesen, so dass die ersten präsentationen um 9.00 starten können. begonnen wurde um 11.00, eine akkreditierung gab es nicht, oder sie wurde von mir nicht bemerkt. Positiv herausstellen muss man den ort des geschehens: auf dem cerro santa lucia (ein sehr schön bebauter kleiner berg im zentrum der stadt) dient ein kleines castillo, also quasi ein castillito, als ort für die diversen präsentationen sowie für die abschluss-gala am letzten abend.

Der erste vortrag hatte zwar nicht zu viel betriebswirtschaftlich relevanten inhalt, brachte aber eine gewisse pompöse stimmung unter die ca. 250 anwesenden studenten, die aus unis aus concepción, iquique, viña del mar, valparaíso und natürlich santiago kamen. Der unterlegene präsidentschaftskandidat sebastián piñera sprach in einer interessanten aber eben auch etwas wahlkämpferischen rede vor allem über das wirtschaftliche potenzial chiles und verbrachte das letzte drittel seiner rede damit, den studenten optimismus zu predigen. Da er neben 30% von LAN-chile auch den privaten fernsehsender chilevision besitzt, waren genügend kameras dabei, die die rede live übertrugen.

Der vorteil von piñera war, dass er ohne powerpoint-präsentation auskam, denn diese abhängigkeit sollte in den folgen tagen vielen rednern zum verhängnis werden.

Im hintergrund waren nämlich einige studenten der organisierenden universidad iberoamericana mit dem weiterclicken der folien und dem starten der filme beauftragt. Nachdem die ersten redner anfangs die jungs noch sanft aufforderten weiterzuclicken, wurden sie mit fortschreitender zeit ungeduldiger. Zu recht: dass auf eine aufforderung mal nicht reagiert wird, bzw. erst mit 10-20 sekunden verspätung, kann vorkommen, aber dass sich das über drei tage und 20 präsentationen bis zur letzten folie fortsetzt, scheint selbst für chilenen nicht ganz verständlich gewesen zu sein. Die redner bemühten immer direktere begriffe und phrasen, um den verantwortlichen ihren unmut auf ernste weise oder mit einem rest sarkasmus mitzuteilen. Was sich allerdings der mensch am computer die zeit über dachte oder was er in wirklichkeit machte, blieb sowohl meinen sinnen als auch meiner vorstellungskraft vollständig verborgen.

Dass bis zur letzten sekunde auch kein einziger film auf anhieb funktionierte und im besten fall erst mal nur mit ton oder alternativ nur mit bild lief, rundete die sache ab und machte ein ärgernis durch konsequentes auf die spitze treiben zu einem insgesamt sehr erheiternden ereignis.

Ein weiterer kleiner höhepunkt war das mittagessen und dessen logistische abwicklung. Wir befinden uns im winter, gegessen wurde aber im zelt – das mag dem ort geschuldet sein, war aber in erster linie verdammt kalt. Die universitäten wurden in zwei gruppen unterteilt, so dass es nicht zu einem chaos käme – es kam zu einem riesen-chaos. Die angesetzte stunde musste durch drei stunden mittagspause ersetzt werden. Schnell war allen beteiligten und gleich ausgehungerten klar, dass der weg zum essen nur über gewalt führen würde. da (größere) männer in meinem grüppchen leicht unterrepräsentiert waren, stand schnell der mehrheitliche aber nicht einstimmige entschluss, mich als stoßwaffe zu nutzen. Natürlich habe ich bei solchen angelegenheiten oder z.B. auch in der metro den vorteil, dass ich als einziger luft atmen kann und nicht von diversen körpergerüchen dahingerafft werde, einfach weil ich ausnahmsweise mal über den dingen stehe, dennoch oder gerade deswegen fällt es mir aber noch schwer meine mitmenschen vollkommen emotionslos zu überlaufen. Gerade wenn frauen unter den gegener sind, fehlt mir noch die aggression, konkurrierende personen auch einfach mal umzuwerfen. Wir bekamen etwas zu essen, wurden aber fast letzter, ich hatte nach einer halben stunde aufgegeben und den job einem später näher beschriebenen nerd übergeben. Schon nach 90 minuten lagen „fleisch“ und nudeln vor uns. Dass die plastikgäbelchen, den fleischartigen platten nicht gewachsen waren, war kein problem mehr – der hunger erlaubte auch alle anderen formen von nahrungsaufnahme, als nur dem sonst üblichen nutzen von besteck.

Der aufmerksame leser wird eine erstaunliche zeitdifferenz zwischen programm und realität erkannt haben – neben müdigkeit führte auch die deutlich nähergerückte party zu leeren reihen während der letzten beiden vorträge. Wie mir noch am abend berichtet wurde, wurde die organisationsleitung unmittelbar nach jenem ersten tag, von dem vorstand des verbundes in einer form zusammen gestaucht, die es mir erklärt, warum am nächsten tag plötzlich alles perfekt funktionieren sollte – alles außer dem powerpoint….scheinbar konnte dieser mensch nicht mal gleichwertig ersetzt werden. Als kleiner zusatz sollte noch erwähnt werden, dass der verpflichtete moderator des kongresses, möglicherweise aus angst um sein image, schon im laufe des ersten tages aufgab, einfach davon fuhr und ebenfalls ersetzt werden musste.

Der nach-hause-weg war von nicht vorhandenen transportmitteln und damit einem längeren spaziergang im schneeregen geprägt. Auf jeden fall muss ich berichten, dass ich dabei noch opfer einer sehr gern genommenen film-szene wurde. Da in santiago, wie zuvor mal erwähnt, bei regen, das wasser teils zentimetertief auf den straßen steht, ein vorbeifahrendes auto dies aber nicht berücksichtigte, durfte auch ich mal erleben, wie es ist, dieses ohnehin smog-verseuchte wasser in großer menge von kopf bis fuß übergegossen zu bekommen. Eine besondere freude war dabei natürlich, dass ich bei dieser erfahrung, meinen besten anzug und die angemessensten schuhe trug, aber sonst wäre es ja auch nicht filmreif gewesen.

Der kongress blieb weiterhin interessant, es trugen unternehmensvertreter, wirtschafts- und philosophieprofessoren, weitere politiker (u.a. auch die präsidentschaftskandidatin der christlich demokratischen partei) und manager von gemeinnützigen organisationen vor. das essen steigerte sich und kam ohne gewaltanwendung fast wie von selbst, an den tisch.

Ein bisschen anstrengend wurde für mich noch jener nerd, der meine nettigkeit gnadenlos ausnutzte und nach einem freundlicherweise geführten gespräch über kulurunterschiede (ich höre mich ohnehin gerne darüber sprechen, daher antwortete ich zunächst ausführlich auf seine fragen), nicht mehr von mir abließ. Nachdem ich natalia fragte, wie ich denn noch distanzierter und abweisender wirken könnte und sie auch meinte, das wäre ausgereizt, bat ich sie jegliche annäherungsversuche seinerseits, harsch zu unterbrechen und mit der zeit, ihrer hilfe und einigen deutlich ignorierten fragen, beruhigte sich auch diese situation.

Wirklich lustig wurden die partys. Wir bewegten uns auch dort in unserer gruppe, was für mich ok war, da ich viele in der gruppe ohnehin noch kennenlernen musste. Neben den beiden anderen jungs christobal und luciano sowie den bereits bekannten natalia und daniela, waren das eine weitere natalia, die wegen ihres nachnamens chappi genannt wird, was mir noch etwas schwer von den lippen geht, eine paula, die nicht die ist, die schon in anderen texten beschrieben wurde sowie claudia, mirtha, carla, romina und francisca. Wir trafen uns schon vorher bei paula, wo am ersten tag das thema vor allem von dem seit jahren ersten schnee bestimmt wurde. Danach ging es an beiden tagen jeweils in einen anderen club. Und während man in anderen zusammensetzungen oft noch eine gnadensfrist hat, heißt es bei dieser gruppe, gleich auf die tanzfläche zu sprinten. das männer-frauen-verhältnis war natürlich gewissermaßen günstiger für die männer, umso beschäftigter waren sie dann aber auch. Obwohl das tanzen mit einem deutschen mann für die mädels ungefähr so ist, wie für unsereins wilde diskussionen mit einem sprachbehinderten zu führen, oder schlicht und einfach bedeutet, gar nicht zu tanzen, kümmerte man sich rührend um mich. Abwechselnd wurden mir neue möglichkeiten beigebracht und nahegelgt, meinen körper zu bewegen und dabei zu schauen, dass sich die diversen körperteile möglichst unabhängig von einander durch den raum bewegen, zudem verstanden sich gerade jene mädels gut darin, mit mir erfolgreich umzugehen, sprich mich vollkommen unabhängig von meiner leistung mit reichlich lob zu versorgen. Ein bisschen problematisch ist noch der aktuell recht populäre koala-song aus argentinien, bei dem es vor allem darum geht, dass die frau an verschiedenen stellen des liedes, den mann frontal anspringt und sich bis zu einem anderen vorgegebenen zeitpunkt an ihm festkrallt. Da ich scheinbar bzgl. notwendiger sprungkraft für einige eine neue herausforderung darstellte und die chileninnen ja sehr ambitioniert sind, wurde das dann ausgetestet und ich bin stolz, sagen zu können, keinmal umgefallen zu sein. Aber natürlich habe auch ich meine natürlichen grenzen, so dass bei überschreiten einer gewissen gewichtsklasse seitens des heraneilenden objektes, eine geschickte körpertäuschung notwendig war, um der gefahr zu entgehen.

Am dritten abend schließlich fand eine abschließende gala statt, die neben feiern in jenem castillo zunächst ein abendessen beinhalten sollte. Auch hier zeichnete sich die organisation, durch eine, sagen wir, etwas relaxtere herangehensweise aus, so war das essen um 10.30 abends geplant. Den ersten bissen (des wirklich geschmacklich ausgezeichneten essens) durfte ich schließlich gegen 1.00 zu mir nehmen, andere mussten darauf bis um 2.00 warten. In diesem fall kann man aber von betriebswirtschaftlicher planung ausgehen, da der apertif und das erste weinchen bei einigen vollständig leeren mägen schon für proteste sorgte sowie jene personen davon abhielt, mehr des eigentlich guten aber leider kalten!? rotweins auf kosten des hauses zu trinken. Auch ich erlebte das ende des abends nicht, allerdings eher wegen der doch hartnäckigen müdigkeit, nachdem die nächte zuvor, schlaf eben eher rar gesäht war und mein körper ja nun auch schon in kürze seine 23 jährchen herumschleppen muss 😉

Schon bald, nach wesentlich uninspirierterem tanzen und dann auch vollkommen ausbleibendem lob, schloss ich die drei tollen tage mit einem bereits um 4.00 uhr beginnenden 15-stunden-schläfchen ab.

Ab jetzt heißt es erst mal arbeiten………..wobei am kommenden Mittwoch natürlich erst mal feiertag ist

wer lebt hier eigentlich noch außer mir!?

Da bin ich wieder, vollkommen erschöpft von dem unendlich harten unibetrieb in chile. Die letzten klausuren, die wie immer recht amüsant waren, sind hinter mich gebracht. 10 tage habe ich frei, bevor ich mit meinem praktikum beginne. Und da mich alle welt fragt, wo ich denn in dieser zeit hinreisen werden, möchte ich auch hier gleich vorsorglich antworten: ich bleibe in santiago und genieße eine mischung aus nichtstun, feiern, vom feiern ausruhen und damit wieder nichtstun. Eine schöne möglichkeit um mit freunden noch mehr zu unternehmen oder kontakte überhaupt erst mal zu freundschaften auszubauen, was in einem so freundlichen land auch wirklich wunderbar klappt. Einiges in südamerika durfte ich ja schon besuchen, im hiesigen frühling und frühsommer habe ich weitere zwei einhalb monate um vor allem chile, aber auch peru und bolivien kennen zu lernen, sowie ggf. argentinien und brasilien einen weiteren besuch abzustatten. Insofern war jetzt reise-stress einfach nicht angesagt.

Vorgenommen habe ich mir, in diesem kleinen blog-eintrag einige menschen zu beschreiben, die hier mein leben ausmachen – auch wenn ich sie diesbezüglich nicht um erlaubnis fragte, aber wer sich mit mir abgibt, muss mit solchen ausfällen rechnen.

Für die leute, die sich eigentlich nur für news interessieren und weniger für hintergründe, also quasi menschen, die ausschließlich spiegel lesen 😉 kann ich hier erst mal eine kleine plan-änderung bekannt geben. Wenn alles klappt, werde ich nicht unmittelbar nach meiner rückkehr nach deutschland, nach südafrika oder vergleichbarem abreisen, sondern mich erst mal ins wundervolle ingolstadt begeben. Anschließend muss ich aber doch noch mal auf die südhalbkugel, wobei ich wohl dort nicht das machen werde, was ursprünglich geplant war, aber das würde jetzt zu sehr in details gehen.

Zudem werde ich mein bald beginnendes praktikum gleich nach 5 tagen wieder unterbrechen (müssen), um an einem mehrtägigem kongress für chilenische wirtschaft teilzunehmen, an dem auch viele andere studenten, der verschiedensten unis teilnehmen.

Für alle die, die nur bilder anschauen wollen und daher diesen text auch gar nicht lesen, darf ich kurz mitteilen, dass ich gerade ein paar bilder vom abendlichen weggehen reingestellt habe (auch wenn sich dieser satz in sich ein bisschen widerspricht)

Nun zu all den menschen hier in meinem chilenischen leben:

Die wg war im moment meines einzugs natürlich noch der wichtigste bezugspunkt, den ich hier hatte. zuvor hatte ich mich darin versucht, aus deutschland heraus über studivz.de und ähnliches leute hier kennenzulernen, was online gut klappte, offline aber keinerlei auswirkungen hatte.

Rodrigo ist der einzige chilene unserer wg. Er ist über 30 und arbeitet recht viel (wie allgemein hier üblich), verständlicherweise stört es ihn dann ein bisschen, wenn irgendwelche mit ihm wohnenden studenten, die im prinzip nie was zu tun haben, plötzlich mitten in der woche feiern. Aber auch nicht fehlen darf in der beschreibung, dass er sich am nächsten immer sofort entschuldigt, weil er sich die nacht zuvor beschwert hatte. Sein freund claudio, sowie seine schwester gehören am wochenende immer mit zum „inventar“ der wohnung. (Wenn man dann als student, wie es sich gehört, plötzlich samstag nachts anfängt zu lernen, weil man die woche über feierte, und rodrigo dann hier mit seinen freunden feiert, dreht sich das blatt wieder). Aber ich möchte ja nicht meckern 😉 und bin vor allem unendlich dankbar, dass seine mutter ab und an das appartment putzt, da ich persönlich unter einer schweren mischung aus sauberkeitsliebhaberei und faulheit leide.

Zusätzlich wohnten am anfang marije aus holland, die nach einem praktikum, dass sie hier absolvierte, im prinzip 6 monate gar nichts mehr zu tun hatte und sich daher ein bisschen um zusammenhalt und sauberkeit der wg kümmerte, julia aus deutschland, die zwischen schule und uni ein jahr lang südamerika kennenlernen wollte und es inzwischen in costa rica immer noch tut, sowie michelle aus malysien, die hier englisch unterrichtet, nach einem jahr nahezu kein wort spanisch spricht und mir aus mir unerfindlichen gründen zum ende hin tiefe abneigung entgegenbrachte (bis sie dann freiwillig auszog).

Merissa aus den USA zog am gleichen tag wie ich hier ein, so dass wir uns von anfang an verbündeten. Sie und ihre ebenfalls aus kalifornien stammende freundin marisa waren dann meine wichtigsten kontakte in den kommenden wochen und monaten. Zusammen wurde gereist, gekocht, weggegangen, zeit verbracht…bis wir schließlich zum ende hin sogar gemeinsame einkäufe machten, weil wir ja ohnehin immer zusammen aßen.

Dass eine der beiden auch nur annähernd meine freundin gewesen wäre, ist ein allgemeines gerücht, dass ich allerdings einfach nicht bestätigen kann. Für mich war es neben freundschaft auch einfach eine schöne möglichkeit, amerikaner ständig wegen ihres lustigen landes zu ärgern und mich entsprechend zurück ärgern zu lassen. Die auswirkung war, dass ich vielleicht 45% englisch, 45% spanisch bzw. chilenisch und vielleicht 10% deutsch sprach (inzwischen eigentlich 90% spanisch und 10% deutsch).

Und wie es in ausländer-wgs so geht, ersetzte jessica aus deutschland julia (beide übrigens aus berlin) und joel (aus frankreich) zog in marijes zimmer ein. lea, die trotz stuttgarter herkunft in giessen studiert, wohnt nun im ehemaligen zimmer von merissa (nach kurzem zwischenstopp in michelles zimmer). Stattdessen wohnt nun severine (so glaube ich zumindest, dass sie heißt) aus Frankreich (ebenso wie joel aus paris) in dem ehemaligen zimmer von michelle. Seit heute wohnt auch ein spanier, den ich noch nicht kennenlernen durfte, bei uns, und zwar in dem zimmer, dass jessica gerade verließ. Die meisten machen hier „nur“ ein praktikum und bleiben daher zwischen 2 und 4 monaten. Severine wird aber hier, wie zuvor nur merissa und ich, studieren und daher erst kurz nach mir im dezember die wohnung verlassen. Ansonsten wird im september noch mal im großen stile ausgetauscht werden.

Auch in der uni war zunächst vor allem der kontakt zu anderen ausländern auf der tagesordnung. Dass hieß in meinem fall vor allem kontakt zu jan und moritz, die eigentlich beide von der fh wiesbaden kommen. Und während man moritz dann vornehmlich außerhalb der uni sah, weil er einfach jeden tag feiern und hier mehr das leben als das lernen genießen wollte, schaffte es jan wiederum öfter in der uni zu erscheinen als ich (noch öfter! 😉 dennoch kann man nicht behaupten, dass wir der uni gegenüber dem leben vorrang gegeben hätten. Jan macht jetzt ebenso wie ich ein praktikum (henkel) während moritz, der als kind schon 3 jahre hier lebte und jetzt chile in und auswendig kennt, aller voraussicht nach sein praktikum in sao paulo absolvieren wird. Erstaunlicherweise waren, außer ann-charlotte, alle französischen austauschstudenten vollständig vom rest abgeschnitten (freiwillig), während sich holländer, wie jorrit oder suzanne, der relativen großen gruppe aus deutschen anschloss.

Chilenen kannte man in der uni zwar auch, es blieb aber erst mal beim kennen. Eine gruppenarbeit zur mitte des semesters, die zeitlich recht aufwendig war, ermöglichte es mir aber gott sei dank, mich auch mit usach-studenten besser zu befreunden. Allerdings erst jetzt zum ende hin ging ich dann öfter mit paloma, carolina und natalia feiern. Die eigentlich sehr sympathische paloma verbessert mit einer gewissen hingabe carolinas chilenisch (immer mit dem argument, dass es flaite klingen würde, also quasi prollig – sehr wichtiges wort, um einige der vielen sehr wichtig genommenen klassenunterschiedlichkeiten hier zu markieren). Jetzt habe ich es mir zum hobby gemacht, paloma mit gleichem argument ab und zu zu verbessern, was meine beliebtheit (zumindest bei teilen) extrem steigen lässt 😉 natalia, die ihre eigenen erfahrungen mit der deutschen kultur machen durfte, da sie mit einem ebenso an der usach studierenden deutschen liiert war, erklärt mir gerne mit passion, wie böse die deutschen sind, dass sie hier gebrochene herzen zurücklassen und schließt mich (bisher eigentlich unbegründeter weise) zu fortgeschrittener stunde gerne in diese kritik ein.

Meine kontakte zu chilenen während des semesters hatte ich fast ausschließlich zu nicht usach-studenten. Schon gleich zu beginn meines hierseins habe ich paula und einen freund von ihr kennenlernen dürfen (auf jenem uni-strand-exzess). Da paula, die von sich selbst sagt, sie wäre glücklich und nicht verrückt, während ich denke, dass sie beides ist und die mich ohne mit den wimpern zu zucken, problemslos unter den tisch drinkt, trotz ihres daseins als typische chilenin, immer gerne viele ausländische kontakte hat, wurde ich schnell in ihren freundeskreis integriert. Der umfasst unter anderem rodrigo, der wie kein anderer den (ausländischen) frauen eine gewisse romantik vortäuscht und dabei nur ab und zu kurz lachen muss oder juan, der plötzlich aus heiterem himmel die abwegigsten deutschen wörter benutzt, oder filipe, der deutlich mehr bundesligaspieler kennt als ich, sowie über alle wechsel überwältigend gut informiert ist, oder marcelo, der mir auf einem bbq den ganzen abend über jacke und schal lieh, da ich am telefon nicht verstanden hatte, dass es sich um ein bbq handelt und ebenfalls nicht, dass wir draußen feiern (daher erfror ich nach 4,5 sekunden wegen unangebrachter kleidung – bis eben zu seiner rettung). Der freundeskreis umfasst noch viele weitere menschen und immer wird gefeiert. Außer mir ist noch eine amerikanerin integriert sowie bis vor kurzem eine kolumbianerin, ein weiterer deutscher und ein ire. Solche menschen kennenzulernen ist natürlich ein großes glück……….

Aber das kann ich bisher wirklich zu nahezu allen sagen, die ich hier beschreiben durfte oder die ich hier ansonsten, vielleicht etwas loser, kennengelernt habe.

Chilenischer Winter

Mit reisen lässt sich ein tagebuch natürlich leicht füllen. Nun aber ruft doch die uni und es standen einige wochen ohne reisen oder wochenendausflügen an. Insofern muss ich mich mit dem chilenischen winter zusammenraufen, während aus europa immer neue hitzemeldungen kommen. So rächt sich das großmäulige auftreten aus den zeiten, als dies noch umgekehrt war.

Bis zur letzten woche konnte ich noch sagen, dass es hier seit meiner ankunft bis auf zwei kurzschauer eigentlich nie regnete. Jetzt möchte ich mich bezüglich der quantität eigentlich gar nicht mehr äußern. Festzustellen sind allerdings zwei phänomene. Zum einen sieht ein chilene regen als grund an, sein haus nicht mehr zu verlassen, so dass am tag die unis ausgesprochen leer sind, oder lehrer plötzlich am ersten regentag das streiken beginnen, und genauso abends beim weggehen plötzlich absagen kommen, weil es ja wegen dem regen nicht ginge. Zweites problem – für mich deutlich unangenehmer – ist, dass dem wasser im prinzip nicht viele möglichkeiten geboten werden, abzufließen. Von menschenhand wurde da gar nicht nachgeholfen. Insofern steht das wasser auf straßen und gehwegen, im park und in der uni.

Im endeffekt aber nimmt niemand der natur den regen übel, denn die trockenen folgetage sind plötzlich befreit von dem sonst allgegenwärtigen smog und plötzlich sieht man die anden, ohne dass sie sich hinter dunklen abgasen verbergen. Die ersten regentropfen indes sollte man wirklich meiden – wer so einen schon mal ins auge bekam, weiß von was ich spreche.

Ich aber bewege mich (meistens) trotz regens aus dem haus, um mein auslandssemester vernünftig zu beenden. Bisher belief sich der arbeitsaufwand für die uni auf einen halben tag pro fach pro klausur – ab und zu mal zwei drei stündchen für ein zu schreibendes paper hier und da. Zum ende hin – und das dürfte eher ein weltweites phänomen sein – kommt dann doch einiges zusammen. Zudem trägt man natürlicherweise in den jetzt abzugebenden gruppenarbeiten mehr verantwortung als wenn es nur um einen selbst geht. Und auch wenn jene gruppenarbeiten seit semesterbeginn bekannt sind, werden sie – und das sage selbst ich, der auch ich student bin – extrem spät begonnen, so dass ich mich die letzten tage zusammen mit meiner charmanten gruppe lediglich um die gründe unterschiedlicher beliebtheit verschiedener pisco-marken bemühte, wobei ich herausfand, dass trotz anderer meinung meinerseits, die mehrheit der menschhet den pisco nicht nach katerwirkung aussucht, sondern eben doch einzig und allein des geschmackes wegen (und am ende wird er dann ja doch mit cola getrunken!?).

So eine gruppenarbeit bedeutet auch, dass das deutsche viertel der gruppe bei einer verabredung in einer u-bahn-station (um zu jemanden nach hause zu fahren) um die ausgemachte uhrzeit da steht und die anderen drei viertel ziemlich präzise 40 minuten später auch kommen. Oder dass sich dieses bemitleidenswerte viertel trotz erkältung (klarer grund nicht aufzustehen!) aus dem bett quält, um in die uni zum letzten treffen zu gehen, dabei ganz stolz selbst eine halbe stunde zu spät kommt und dennoch von zwei vierteln noch mal um 15 minuten geschlagen zu werden, während das letzte viertel ohne erkältung lieber im bett bleibt (es regnet schließlich), weswegen der rest – glücklich über die ausrede – schnell wieder nach hause ins bett zurückkehrt.

Wobei man diesen hinzunehmenden leiden entgegenhalten muss, dass man in einer solchen gruppe dafür dann den ganzen tag von macho-verwöhnten frauen umsorgt wird, und man es nach langer zeit wieder wie in italien schafft, den frauen ein lächeln ins gesicht zu zaubern, einfach indem man möglichst viel isst. Auch ansonsten schadet es charakteren (bewusst ohne adjektiv gelassen) wie meinen nicht, in einer gruppe mit drei nette frauen zu arbeiten, vor allem wenn man als einziger weltbewegende dinge wie excel einigermaßen beherrscht.

Sicherlich sind frauen auch in südamerika sehr emanzipiert. Es ist aber dennoch teil der kultur, dass eine frau wirklich glücklich wird, wenn sie einem mann helfen kann – sei es indem sie essen kocht, knöpfe annäht oder komplimente macht. Man glaubt das als in deutschland aufgewachsene person nicht, aber es ist wirklich so – und der unterschied ist wahrlich ins auge fallend – eine schöne gegend 😉

Aber natürlich gibt es auch in urlaubslosen zeiten ein leben neben der uni (immerhin noch 90%). Das liegt zum einen an doch immer mal wieder ausfallender uni. Noch mal zu erwähnen sind dabei die proteste, die hier einfach zum alltag gehören und einen dann selbst auch nicht mehr besonders berühren (wie geht es dann erst chilenischen politikern, die ziel der proteste sind). Wenn man morgens aus der u-bahn kommt, sieht das geschulte auge bereits, dass ein, zwei polizisten mehr da sind, es also in zwei stündchen zum mini-krieg kommt. Es kommt dann vor, dass schwaden von tränengas durch das unigelende ziehen, oder man nicht mehr rausgelassen wird. blöd ist es nur, wenn es schon angefangen hat, bevor man drin ist. Aus der uni werden dann steine und farbbeutel geworfen, während sich die polizei versucht hinter laternenpfählen zu decken und zu warten bis einsatzwagen das tränengas in die uni schießen. Man selbst muss dann mehr oder weniger weinend durch einen nebeneingang die uni betreten.

Aber auch ohne uniausfälle bleibt viel zeit die schönen seiten der chilenischen hauptstadt und vor allem dessen bewohner, bzw. deren schönen seiten, kennen zu lernen. Nach fast vier monaten macht man abends glücklicherweise schon mehr mit chilenen als mit anderen ausländern. Störend ist vielleicht die angst mancher mitfeierer in irgendwelchen gegenden wegzugehen oder mitfeierer, die Dir fast nicht erlauben abends nach hause zu laufen, weil alles ja wohl so gefährlich wäre. ansonsten ist es abgesehen vom tag danach ein großer spaß. Fast alle der letzten ebenfalls ausländischen mitfeierer werden nun chile verlassen, d.h. zwar erst mal viele abschiedspartys aber natürlich auch, dass ein großer teil des in kurzer zeit aufgebauten freundschaftskreises wegbricht, so dass man froh ist, so gut integriert zu sein in dieses anden-völkchen (völkchen ist hier genau das richtige wort).

Was passiert nach dem 14. juli 2007? Der 14. ist also die letzte klausur und damit semester-ende. Gut ich werde vielleicht was trinken und dann schlafen gehen. Vielleicht auch dieses prozedere ein paar mal wiederholen. Der zweite offizielle teil von claudius y chile ist inzwischen aber geplant. Von august bis mitte oktober wird im norden der stadt ein praktikum bei einem nicht unerheblichen chemie-unternehmen deutscher herkunft absolviert. Nach der ein oder anderen email, die ich an unternehmen schickte und die, wie allgemein in chile üblich, nicht beantwortet wurden, ging es plötzlich ganz schnell. Auf dem weg zu dem chilenischen sitz jenes unternehmens, das seine herkunft im namen verewigte, sah ich zwar dann doch mal gefahr in person zweier auf der straße liegenden unfallopfer unterschiedlicher unfälle (fahrrad und motorrad jeweils in kombination mit kleintransporter) sowie einen gescheiterten banküberfall, was dann vielleicht auch die nicht unerheblichen sicherheitsmaßnahmen an dem unternehmenseingang erklärt, aber letztendlich überwog der gute eindruck von unternehmen und gespräch, so dass einer zustimmung nichts im wege stand.

Aufgabe wird die begleitung und durchführung verschiedener projekte in unterschiedlichen funktionalen bereichen des unternehmens sein, wobei jeweils ein hauptaugenmerk darauf liegt, arbeitsabläufe zu verbessern, was möglicherweise einem ausländer mit dem blick von draußen wirklich besser gelingt als jemanden, der z.B. in einer kultur aufgewachsen ist, in der man in einem kaufhaus an einer stelle sein objekt der begierde einem verkäufer in die hand gibt, an anderer stelle bei anderen verkäufern zahlen muss, an dritter stelle von weiterem verkäufer einen zahlungsbeleg erhält um an weiterer oder erster stelle mit hilfe des belegs seinen neuen besitz in empfang nehmen zu dürfen (mir ist bewusst dass ich in meinem erschütterten zustand diese vorgänge bereits ein zweites mal auf dieser homepage verewige). Ich werde also eine mission im namen der effizienz führen – was für eine ehre für einen bwler aus leidenschaft.

Nun heißt es aber erst mal ein schönes semester zu ende zu bringen und wie wäre das besser zu bewerkstelligen als mit einem schönen pisco in bellavista………oder regnet es draußen?

die ersten tage

01.03.2007

……..rotes bett, rote wände, von vorhängen rot gefärbetes sonnenlicht………..

Da liegt man in seinem bett, das, etwas größer als ein französisches lit, kaum zum alleine schlafen gedacht sein kann. angekommen in einem santiago, dass viel schöner strahlt, zumindest was providencia angeht, als mir zuvor vorhergesagt. natürlich tut die sonne ihr übriges. viel grün ist im barrio verteilt. die angedrohten glaspaläste aber gleichfalls einige koloniale prachtbauten umgeben von palmen (ex-post nachtrag: wirklich vor allem providencia ;).

der südländische touch, den dieses zimmer hat, entsteht aus einer mischung aus hitze, farbe, motoren, hupen (die hupe ersetzt hier, viel mehr noch als in italien, die bremse) und tatsächlich teils auch aus rhythmen.

08.03.2007

Una semana, wie lang, wie voll kann eine woche wohl sein?

Ich muss mich ernsthaft fragen, wie lange es wohl her ist, dass ich in madrid verzweifelt darum kämpfen musste, meinen flug nach santiago zu bekommen – einer kleinen, wenn auch für mich manchmal nicht untypischen Verwirrung geschuldet.

No se…..ich weiß nur, dass ich nun hier bin bzw. ja, dass ich nun hier sogar lebe. Es gibt diesen anlauf, den es wohl braucht um das sein wirklich leben nennen zu dürfen. Zunächst ist man nur man selbst mit der stadt. Man läuft und läuft und versucht verzweifelt oder um es positiver auszudrücken begierig cultura, costumbres aufzusaugen…………….

Es gilt dann hürden zu nehmen, um nicht länger ein fremdkörper zu sein.

Burocracia…mucha burogracia: Ich habe nie und werde nie mehr so lange in schlangen stehen, um dann mit durchaus freundlichen aber vor allem mit extrem entspannten bürokraten ein formular nach dem anderen auszufüllen, um diese dann mit fotos und unmengen von fingerabdrücken zu versehen. Irgendwann aber fühlt man plötzlich, wie es ist, offiziell angekommen zu sein. Bzw. man fühlt überhaupt nichts, sondern hat einige ausweise für die verschiedensten dinge und im gegenzug einige pesos und viele hundert minuten weniger.

Um aber wirklich zu leben bedarf es irgendwie der kenntnisnahme der hier lebenden personen, seien es chilenos oder gringos…..oder andere extranjeros:

Wenn es überhaupt einen grund gibt auf sich stolz zu sein, dann wäre es zumindest der tatsache zu verdanken, sich bereits im vorfeld einen platz in einer vielversprechenden, internationalen wgG zu verschaffen………….(in gedanken natürlich bei L’auberge espagnole).

wieviel schneller man die tücken des alltags zu meistern lernt, wie viel schneller man anschluss findet, durch einfaches abends mal weggehen…..nur dank einer wg aus teils neuen und damit gleichbetroffenen und bereits eingelebten leuten……….!

letztendlich gibt es für einen studenten zwei Möglichkeiten:

Zum einen die erasmus-strategie – man lebt in einem kreis von gleichbetroffenen, kämpft sich gemeinsam durch die ersten wochen und feiert gemeinsam den auslandsaufenthalt.

Zum anderen die einheimischen-wg-strategie, durch die man sich in bestehende strukturen einschleust und so irgendwann ein kleiner, bescheidener teil des bis dahin fremden landes wird. Ich denke, ich könnte mit einem schönen mittelweg sehr glücklich werden. Ich durfte schnell sowohl gleichbetroffene als auch wahre bestandteile der kultur kennen lernen und in dieser welle ein bisschen mein leben starten.

Nicht unterschätzen darf man wohl die dritte hürde – irgendwann muss man teil aller infrastrukturen werden. Was ist möglicherweise nicht sinnstiftend aber doch notwendig für ein leben? Kommunikation, mobilität, geld. Es braucht internet, handy, telefon, bargeld, metrozugang – ohne ist man irgendwie aufgeschmissen oder müsste mehr oder weniger verzweifelt, um die frisch erworbenen kontakte kämpfen – einfacher ist anrufen, hinfahren, vino bezahlen.

aber teil dieser infrastrukturen zu werden, hat seine tücken im vollkommen relaxten und hochkomplizierten chile. Ein handy in der zentrale oder in den stores der telefongesellschaften zu bekommen, scheint unmöglich (vor allem vor durchlauf aller staatlichen bürokratien – was ca. 3 wochen dauert). Ein internetkabel in computergeschäften oder in großen malls zu bekommen ist definitiv unmöglich und eine metrokarte (also nicht das einfache ticket, sondern die hier übliche metro-cashkarte, die just eingeführt wurde) in den stationen der metro zu bekommen, scheitert ebenfalls (zumindest mit gringo-status, und ich muss zugeben: da mein spanisch ungefähr so gut wie mein bayerisch ist, habe ich diesen status noch! zurecht inne – auch wenn der eigentlich nur nordamerikanern gebührt).

Nun habe ich alles – ich bin bereit mein leben in Santiago zu starten………….wie passend, dass gleich am nächsten montag auch die uni oder sagen wir besser der unterricht startet.

Wenn man dann bekanntschaften, ausweise, infrastruktur, einen alltag und natürlich pisco hat, dann lebt man…..in diesem sinne salud!

vor der reise…….

06.01.2007

eine reise fängt wohl irgendwann im kopf an und auch wenn mancher meinen mag, ein solcher start wäre vor den letzten klausuren im betäubenden ingolstadt karrieretechnisch nicht das beste, so muss ich doch entgegenhalten, dass wohl nichts schlechter zu beeinflussen ist, als der eigene kopf.

der kalender sagt mir, das chile-jahr hätte begonnen, insofern mache ich mir auch gar keine mühe, meinen kopf groß aufzuhalten.

wochenlang wusste ich nicht, wie die 10 monate santiago retrospektiv wohl eingeordnet würden. haben mich die wfi-studenten schon so sehr runtergezogen in ihre welt, dass die monate zu einem cv-eintrag verkümmern? wird es ein schritt, wie es das italienjahr war? werde ich die mischung aus auszeit, persönlicher und akademischer weiterentwicklung sowie kultureller erfahrung hinkriegen? nun werde ich chile so intensiv wie möglich erleben. ein anker des lebens ist gelichtet, es schwankt nun mehr als zuvor und plötzlich reist der kopf davon……….ich komme wohl bald hinterher.